Krieg? Nordkoreas Verbindung zu Russen ist «Unsicherheitsfaktor»
Kim Jong-un findet immer schärfere Worte gegen Südkorea und hat mit Russland einen engen Verbündeten. Ein Experte erklärt, was das für die Region bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Nordkorea hat in den vergangenen Tagen mit bizarren Aktionen auf sich aufmerksam gemacht.
- Auffällig: Mit Russland scheint Nordkorea einen engen Verbündeten gewonnen zu haben.
- Genau diese Tatsache sorgt bei Nordkorea-Experte Bernt Berger für Sorgenfalten.
Kim Jong-un hat in den vergangenen Tagen einige Schlagzeilen geliefert. Da war die Sprengung der Strassen und Brücken nach Südkorea. Oder eine Verfassungsänderung, die Südkorea als «feindlichen Staat» bestimmt.
Oder die Berichte, dass Nordkorea Soldaten in die Ukraine schickt. Zur Unterstützung der russischen Truppen. Gemäss Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj sollen bis zu 10'000 Soldaten aus Nordkorea für Russland kämpfen.
Für Nordkorea-Experte Bernt Berger vom Forschungsinstitut Carpo keine alltäglichen Vorgänge. «Der neueste Verfassungszusatz, sofern er tatsächlich umgesetzt wurde, könnte eine Zäsur bedeuten.»
Kim Jong-un weicht vom Kurs der Väter ab
Er ziele nicht nur auf eine klare Beschreibung der Nord-Süd-Beziehungen. Vielmehr solle Kim Jong-un Berichten zufolge auch dem historisch erklärten Ziel der Wiedervereinigung eine Absage erteilt haben.
Damit würde die Führung zum ersten Mal von den Grundsätzen Kim Il-sungs und Kim Jong-ils abweichen. «An deren Stelle formulierte Kim Jong-un eine Rhetorik der kriegerischen Übernahme und Unterwerfung Südkoreas», erklärt Berger.
Der Hintergrund für die Muskelspiele von Nordkorea sind für Berger klar: «Mit Russland hat Nordkorea wieder einen Verbündeten gefunden. Die Kooperation scheint Pjöngjang ein neues und gefährliches Selbstbewusstsein zu verleihen.»
Dass Nordkorea Russland auch mit Soldaten aushilft, habe zunächst keine tiefere Bedeutung. «Nordkorea ist dafür bekannt, dass es alle Mittel ausschöpft, um Devisen zu verdienen. Daher ist die Bereitstellung von Söldnern zunächst keine Überraschung.»
Söldner sammeln Kriegserfahrung
Dieses Vorgehen zeuge jedoch auch von einer vertieften militärischen Kooperation zwischen Russland und Nordkorea. «Ein weiterer Vorteil für Pjöngjang liegt darin, dass sein militärisches Personal direkte Kriegserfahrungen sammeln kann.»
Grundsätzlich habe die aktuelle Situation und vor allem die militärische Kooperation zwischen Russland und Nordkorea durchaus gewaltiges Konfliktpotenzial. «Sie könnte zu einem Unsicherheitsfaktor in Nordostasien werden.»
Bereits gibt es jedoch erste Berichte über desertierende nordkoreanische Soldaten in der Ukraine. Besteht für Kim Jong-un die Gefahr, dass die zurückkehrenden Soldaten in Nordkorea für Unruhe sorgen werden?
In der Vergangenheit gab es Proteste und Aufruhr unter nordkoreanischen Arbeitern. Diese mussten auf Baustellen und in Fabriken in China unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten und leben.
«Diese zum Teil tödlichen Proteste waren eine Reaktion auf Informationen, dass ihre Bezahlung in das nordkoreanische Waffenprogramm investiert wurde.» Vonseiten des Militärpersonals seien solche Proteste nicht zu erwarten, erklärt Berger.