Mehr als 1000 Zivilisten durch Taliban getötet
Die UN warnen nach der Machtübernahme der militanten Islamisten vor hohem Niveau an Gewalt in Afghanistan. Eine religiöse Minderheit ist besonders betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Ende des Krieges in Afghanistan kommen weiter zahlreiche Menschen ums Leben.
- Die meisten seien Opfer von Sprengsätzen, die an öffentlichen Plätzen gezündet wurden.
- Die Taliban haben im August 2021 Kabul übernommen.
Trotz Ende des Krieges in Afghanistan seit der Machtübernahme der islamistischen Taliban kommen weiter zahlreiche Menschen gewaltsam ums Leben. Von Mitte August 2021 bis Ende Mai 2023 verzeichnete die UN-Mission in Unama fast 1100 Tote und knapp 2700 Verletzte.
Die meisten seien Opfer von Sprengsätzen geworden, die in Moscheen, auf Märkten oder öffentlichen Plätzen gezündet wurden. Dies wurde in einem veröffentlichten Bericht von Unama bekannt gegeben.
Deutlicher Rückgang ziviler Opfer
Laut UN sind die Zahlen ziviler Opfer in dem Land im Vergleich zur Zeit vor der Taliban-Machtübernahme stark gesunken. Im Jahr 2020 etwa meldete Unama noch mehr als 3000 Tote und 5785 verwundete Zivilisten.
Damals bekämpften die Taliban die vom Westen gestützte Regierung in Kabul. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübte damals wie noch heute Anschläge in dem Land. Sie ist mit den Taliban verfeindet.
Die UN machten vor allem den IS und nicht näher definierte «regierungsfeindliche Elemente» für die Anschläge seit August 2021 verantwortlich. Besonders betroffen von gezielten Angriffen sei die Minderheit der schiitischen Hasara. Sie seien seit Jahren Ziel von Anschlägen in dem mehrheitlich sunnitischen Land, hiess es in dem Bericht weiter. Der sunnitische IS sieht Schiiten als Abtrünnige des Islam und verachtet sie.
Auch im Zuge von Angriffen auf die regierenden Taliban seien viele Zivilisten getötet oder verletzt worden, berichtete die UN weiter. In diesem Zusammenhang verzeichnete Unama 63 Tote und 363 Verletzte. Als Beispiel nannte der Bericht etwa einen Angriff auf das Taliban-Aussenministerium im Januar 2022. Damals wurden viele Mitarbeiter des Ministeriums getötet.
Berichterstattung erschwert
Die UN beklagten in ihrem Bericht zudem, dass die Taliban Journalisten systematisch daran hinderten, über Anschläge zu berichten. So sei es zu willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen, Misshandlungen und Gewalt gegen Medienschaffende, die Orte von Anschlägen aufsuchten, gekommen. Die von den Taliban-Behörden veröffentlichten Opferzahlen seien «oft ungenau und unrealistisch».
Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme im August 2021 nach Jahrzehnten der Kriegshandlungen versprochen, für mehr Sicherheit zu sorgen. Die humanitäre Lage in Afghanistan gilt als prekär.
Die Rechte von Frauen und Mädchen wurden immer weiter eingeschränkt. Bislang hat kein Land der Welt die Taliban-Regierung anerkannt. Westliche Botschaften haben das Land verlassen.