Nach tödlicher Massenpanik in Seoul droht 23 Beamten Anklage
Wegen der tödlichen Massenpanik an Halloween in Seoul droht 23 südkoreanischen Beamten eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei einer Massenpanik an Halloween starben in Seoul 160 Menschen.
- Nun sollen 23 Beamte wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden.
- Schon kurz nach dem Vorfall kamen Vorwürfe gegenüber der Behörden laut.
Vor zweieinhalb Monaten hat eine Massenpanik während Halloween-Feiern in Seoul 160 Menschen das Leben gekostet. Jetzt droht fast zwei Dutzend Beamten eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung und anderer Vorwürfe.
Der Fall sei zu weiteren Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft übergeben worden. Das teilte ein Sonderteam der südkoreanischen Polizei am Freitag nach Abschluss wochenlanger Untersuchungen mit. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen und andere Versäumnisse hätten zur hohen Opferzahl beigetragen.
«Fehleinschätzung»
«Eine Fehleinschätzung der Situation, eine verspätete Weiterleitung von Informationen, mangelnde Kooperation zwischen den zuständigen Stellen und verzögerte Rettungsmassnahmen kamen zusammen», sagte der Teamleiter Son Je Han in Seoul. Das habe zu den vielen Toten der «von Menschen verursachten Katastrophe» geführt.
Zu dem Unglück kam es, als Zehntausende Menschen im Vergnügugnsviertel Itaewon dicht gedrängt zu unorganisierten Halloween-Partys zusammenkamen. Im Gedränge in einer schmalen, abschüssigen Seitengasse stürzten zahlreiche Menschen zu Boden, erstickten, wurden zerquetscht oder totgetreten. Das Innenministerium hatte Anfang Januar mitgeteilt, dass ein Jugendlicher, der das Unglück verletzt überlebt und sich später das Leben genommen habe, offiziell zu den Todesopfern gezählt werde.
Vorwürfe gegen Behörden
Schon kurz nach der Tragödie wurden Vorwürfe gegen die Behörden laut, nicht genug getan zu haben, um die Katastrophe zu verhindern. Von den insgesamt 23 Personen, gegen die die Staatsanwaltschaft ermitteln soll, befinden sich bereits 6 in Untersuchungshaft. Zu ihnen zählen der Vorsteher des betroffenen Bezirks Yongsan, Park Hee Young, sowie der frühere Leiter der Bezirkspolizeistelle, Lee Im Jae.
Das Polizeiteam kam nach eigenen Angaben zu dem Schluss, dass Innenminister Lee Sang Min, der Seouler Bürgermeister Oh Se Hoon sowie Polizeichef Yoon Hee Keun für die Tragödie nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten. Die Opposition sowie Opfer-Familien hatten Ermittlungen gegen hochrangigere Beamte sowie die Entlassung des Innenministers gefordert.