Netflix-Serie «Das Damengambit» sorgt für neue Begeisterung am Schach
Das Wichtigste in Kürze
- Allein bei Schach-Website Millionen Neuzugänge.
Seit Beginn der Serie am 23. Oktober verzeichnete allein die Spiel- und Trainings-Website Chess.com nach Angaben ihres Managers Nick Barton rund 2,5 Millionen neue Mitglieder.
Die täglichen Neuregistrierungen seien um 400 Prozent gestiegen, sagte Barton der Nachrichtenagentur AFP: «Im November hatten wir fast jeden Tag einen neuen Rekord bei den Neuzugängen.»
In der teilweise in Berlin gedrehten siebenteiligen Serie geht es um die turbulente Karriere des fiktionalen Schachwunderkinds Elizabeth «Beth» Harmon - von ihren ersten Spielzügen in ihrem Waisenhaus bis zum Aufstieg in die Ränge der Weltmeister eines von Männern dominierten Sports. Laut Netflix landete das in den 50er und 60er Jahren angesiedelte Drama in 63 Ländern auf dem 1. Platz der am meisten abgerufenen Serien.
Von der Begeisterung profitiert auch die Internet-Suchmaschine Google, bei der zuletzt weltweit so häufig nach «Schach» gesucht wurde wie seit 14 Jahren nicht mehr. Und der Leiter der Sydney Academy of Chess, Brett Tindall, berichtet, dass seit Beginn der Serie das Interesse der Erwachsenen am Schach «massiv» gestiegen sei.
Immer wieder würden sich Anrufer auf der Suche nach Unterricht bei ihm melden, berichtet der frühere Jugendmeister. Wenn er mit Ausrüstung seiner Akademie durch die Strassen laufe, würde er immer wieder von Passanten angehalten und zu seiner Meinung über «Das Damengambit» befragt.
Dank der weiblichen Hauptfigur interessieren sich nun auch mehr Frauen für das «Spiel der Könige». Laut Manager Barton von Chess.com registrieren sich auf seiner Seite deutlich mehr Frauen als üblich - und verbringen mehr Zeit auf ihr als Männer.
Die zweifache US-Schachmeisterin Jennifer Shahade, selbst ein Fan der Serie, kann sich nach eigenen Angaben vor Anfragen nach Unterricht oder Spieltipps kaum retten. Sie sei «überwältigt» von dem plötzlichen Interesse, sagte sie kürzlich in einem Podcast. In Zeiten der Corona-Pandemie sei Schach genau das, was die Menschen jetzt bräuchten: «Diese Selbstbesinnung, diese wunderbare Flucht in die kleinere Welt von 64 Feldern.»