Nicaraguas Justiz geht auch gegen Ex-Vizestaatschef Ramírez vor
Nicaraguas Staatsanwaltschaft hat gegen den renommierten Schriftsteller, Menschenrechtler und früheren Vizepräsidenten Sergio Ramírez einen Haftbefehl beantragt. Ihm wird Anstiftung zu Hass und Gewalt vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte. Seit Monaten geht die Justiz in Nicaragua gegen die Opposition und andere Regierungskritiker vor. Mit Ramírez ist zum wiederholten Male ein früherer Mitstreiter des autoritären Präsidenten Daniel Ortega betroffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem ehemaligen Stellvertreter des Präsidenten werde auch vorgeworfen, Geld von der Stiftung Violeta Barrios de Chamorro erhalten zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Das Geld soll demnach an Personen und Organisationen geflossen sein, die das mittelamerikanische Land wirtschaftlich und sozial zu destabilisieren versuchten.
Gegen die Journalismusstiftung, die nach einer früheren Präsidentin benannt ist, wird seit Monaten unter anderem wegen des Vorwurfs der Geldwäsche ermittelt. Die ehemalige Stiftungschefin Cristiana Chamorro, Tochter der Ex-Präsidentin und Bewerberin um die Spitzenkandidatur einer Oppositionspartei bei der Präsidentenwahl am 7. November, steht seit Anfang Juni unter Hausarrest. Seitdem wurden mehr als 30 Regierungskritiker verhaftet, darunter sechs weitere Präsidentschaftsbewerber und eine Vizepräsidentschafts-Kandidatin.
Ramírez war nach dem Sturz des Diktators Anastasio Somoza durch die linken Sandinisten im Jahr 1979 zunächst Mitglied der Regierungsjunta in Nicaragua gewesen und von 1985 bis 1990 unter Ortega Vizepräsident. Der heute 75-jährige Ortega verlor die Wahl 1990 gegen Violeta Barrios de Chamorro, regiert seit 2007 aber erneut.
Zu Ramírez' literarischem Werk gehört der Roman «Maskentanz». Im Jahr 2017 erhielt er den renommierten spanischen Cervantes-Literaturpreis. Mit Ortega hat sich der 79-Jährige überworfen. In Interviews nannte er ihn zuletzt einen Diktator und die bevorstehende Wahl eine Farce, die nur dazu diene, Ortega an der Macht zu halten.