Südafrika: ANC verliert absolute Mehrheit
Bei den jüngsten Parlamentswahlen in Südafrika muss die Regierungspartei ANC (Afrikanischer Nationalkongress) ihre absolute Mehrheit einbüssen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Regierungspartei ANC verliert die absolute Mehrheit bei den Parlamentswahlen.
- Der ANC belegt nur 159 von 400 Sitzen.
In einer historischen Wendung hat die Regierungspartei ANC bei den Parlamentswahlen in Südafrika ihre absolute Mehrheit eingebüsst. Laut der Wahlkommission erhielt der ANC nur 159 von 400 Sitzen im Parlament. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang von den bisherigen 230 Sitzen. Darüber berichtet «Der Standard».
Die grösste Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), konnte sich als zweitstärkste Kraft etablieren und sicherte sich 87 Mandate. Überraschend auf dem dritten Platz landete die neu gegründete Partei MK des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma. Die erreichte einen Stimmenanteil von 14,6 Prozent.
Reaktionen und Ausblick
Die extrem linke Partei der Wirtschaftlichen Freiheitskämpfer (EFF) erreichte einen Anteil von 9,5 Prozent. Diese Entwicklung löste Besorgnis unter Wirtschaftsvertretern und Investoren aus, da eine mögliche Koalition zwischen ANC und EFF befürchtet wird. Eine bevorzugte Option wäre eine Koalition mit Beteiligung der DA.

«Wir werden uns die endgültige Lage ansehen», sagte Charity McCord, Sprecherin der DA. Sie fügte hinzu: «Bisher haben wir noch keine Koalitionsgespräche mit irgendeiner Partei geführt.»
Zukunft des ANC
Die ANC-Führung plant, sich am Dienstag zu treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Generalsekretär Fikile Mbalula erklärte, dass die Partei Gespräche mit anderen Parteien zur Bildung einer Koalitionsregierung aufnehmen wolle. «Der ANC will eine Regierung, die den Willen des Volkes widerspiegelt, stabil ist und effektiv regieren kann».
Es besteht auch die Möglichkeit einer Minderheitsregierung unter der Führung des ANC. In den kommenden Wochen wird das Parlament den nächsten Präsidenten der zweitgrössten Industrienation Afrikas wählen. Der aktuelle Präsident Ramaphosa strebt eine zweite Amtszeit an.
Sinkendes Vertrauen in den ANC
Der Verlust der absoluten Mehrheit für den ANC war vorhersehbar und wurde in allen Umfragen prognostiziert. Die Partei von Nationalheld Nelson Mandela hat in den letzten Jahren ein sinkendes Vertrauen bei der Bevölkerung erlebt.
Viele Südafrikaner haben sich von der Regierungspartei abgewendet. Korruptionsskandale innerhalb der Führungsebene des ANC und eine hohe Arbeitslosigkeit haben dazu geführt. Auch die schwache Wirtschaft sowie hohe Kriminalität und ständige Stromausfälle sind die Gründe dafür.