Trotz Krisenzeit: Infineon eröffnet neues Werk in Malaysia
Chip-Riese Infineon investiert Milliarden in ein Werk in Malaysia. Vor dem Hintergrund von Stellenabbau in Europa sorgt der Schritt für Stirnrunzeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Chiphersteller Infineon hat ein neues Werk in Malaysia eröffnet.
- Das nächste Grossprojekt steht bereits in den Startlöchern.
- Zugleich werden in Europa massiv Stellen abgebaut.
Trotz Wirtschaftskrise und Arbeitsplatzabbau in Hochlohnländern investiert Chip-Gigant Infineon Milliarden in neues Werk in Malaysia. Analysten bescheinigen der Aktie robuste Zukunftsaussichten.
Infineon verändert Struktur
Trotz widriger wirtschaftlicher Umstände durch die aktuelle Krise und vorangegangenen Stellenabbau in Deutschland und Österreich wagt Deutschlands grösster Halbleiterhersteller Infineon einen mutigen Schritt.
Das Unternehmen investiert massiv in den Ausbau seines Werkes in Kulim, Malaysia, laut Informationen des «Handelsblatts». Mit zwei Milliarden Euro wurde der erste Baufinanzierungsabschnitt angegangen und das nächste Grossprojekt ist bereits in Angriff genommen.
Infineon agiert kontraintuitiv zum gegenwärtig rückläufigen Geschäftsklima. Frustrationen über ungenutzte Chipmaschinen und sinkenden Umsatz auf der einen Seite, stehen 800 Millionen Euro Leerstandskosten gegenüber. Und die Kündigung tausender Jobs in Hochlohnländern wie Deutschland und Österreich.
Neue Zukunftsperspektiven
Trotz dieser Komplexität bringt die neue Fabrik einen Hauch von Erneuerung. «Infineon erhöht damit die Stabilität der Lieferkette für wichtige Komponenten», wie CEO Jochen Hanebeck dem «Handelsblatt» gegenüber erklärte.
Das Unternehmen plant, in Kulim die weltweit grösste und effizienteste Produktionsstätte für elektronische Stromsparchips zu errichten. Diese spielen eine fundamentale Rolle in der Elektromobilität.
Tausende Arbeitsplätze in Malaysia
Sie sind aus Siliziumkarbid gefertigt, einem Material, das es Fahrzeugherstellern ermöglicht, kleinere Batterien einzusetzen oder eine längere Reichweite zu erzielen. Eine revolutionäre Innovation, auch wenn Siliziumkarbid teurer ist als herkömmliches Silizium.
In dieser ersten Phase des Projekts wurden etwa 900 neue Arbeitsplätze geschaffen. Im nächsten Bauabschnitt wollen die Infineon-Manager noch einmal etwa fünf Milliarden Euro investieren und mehr als 3000 neue Stellen einrichten.
Positive Zukunftsaussichten?
Trotz der aktuell nonchalanten Geschäftslage und der hohen Lagerbestände seiner Kunden, die den Umsatz drücken, hat Infineon einen optimistischen Blick in die Zukunft.
Der Halbleiterhersteller hat die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr auf 15 Milliarden Euro gesenkt, aber laut «Börse Online» erwartet er im vierten Quartal einen Umsatz von vier Milliarden Euro und eine Segmentergebnismarge von 20 Prozent.
Geplant ist die Fortsetzung des Kostensenkungsprogramms «Step-Up», um die Kosten in den kommenden drei Jahren erheblich zu senken.
Infineon: Branchenriese mit globaler Präsenz
Gegründet im Jahr 1999, hat sich Infineon als deutscher Halbleiterhersteller einen Namen gemacht und gehört heute zu den grössten zehn Halbleiterherstellern weltweit. Sein Portfolio ist breit gefächert und reicht von Automotive über Green Industrial Power und Power & Sensor Systems bis hin zu Connected Secure Systems.
Die globale Präsenz des Konzerns ist nicht zu leugnen. Mit Hauptsitz in Neubiberg bei München ist Infineon an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und hat Betriebsstätten in aller Welt.
Im Geschäftsjahr 2023 erreichte das Unternehmen mit fast 60.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 16,31 Milliarden Euro. Seit April 2020 wird auch das Geschäft von Cypress, das von Infineon übernommen wurde, in die Bilanz aufgenommen.