Tunesisches Militär setzt Migranten ohne Wasser in Wüste aus
Libysche Grenzschutzbeamte haben gut 80 Migranten aus der Wüste gerettet. Dort waren die Frauen, Männer und Kinder vom tunesischen Militär ausgesetzt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- 80 Migranten wurde nahe der Grenze zwischen Tunesien und Libyen aus der Wüste gerettet.
- Sie waren vom tunesischen Militär dort ausgesetzt worden.
- Auch Kinder und Babys wurden ohne Essen und Wasser zurückgelassen.
Libysche Grenzschutzbeamte haben an der Grenze zu Tunesien 80 Migranten aus der Wüste gerettet. Die Männer, Frauen und Kinder waren vom tunesischen Militär ausgesetzt worden, berichteten Journalisten der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag.
Die AFP-Journalisten sahen, wie die Flüchtlinge in einem unbewohnten Gebiet nahe dem Grenzort Al Assah auf libyschem Gebiet umherirrten. Demnach waren sie sichtlich erschöpft, lagen durstig im Sand und suchten bei über 40 Grad Celsius Schutz unter spärlichen Sträuchern.
Auch Kinder und Babys in Wüste ausgesetzt
Libysche Grenzschützer gaben ihnen Wasser und brachten zuerst die Frauen und etliche Kinder, darunter auch Babys, in eine Unterkunft. Dort wurden sie weiter versorgt.
In einem von libyschen Grenzbeamten im Onlinedienst Facebook geposteten Video fragt ein Offizier: «Seht ihr sie? Das ist erbärmlich! Sie werden von Tunesien nach Libyen abgeschoben.» Dabei zeigt er auf die nur wenige hundert Meter entfernte tunesische Grenze.
In einem vom Innenministerium veröffentlichten Video sagten zwei Männer, sie seien von Militärangehörigen geschlagen und in ein Wüstengebiet gebracht worden.
Ein anderer Mann sagte, das tunesische Militär habe ihnen die Pässe abgenommen und die Dokumente dann verbrannt. Er sei mit 35 anderen Menschen in ein Fahrzeug gesteckt worden und an die Grenze zu Libyen gebracht worden. Die Gruppe habe zwei Tage lang in der Wüste ausgeharrt.
In den vergangenen Tagen waren bereits mehr als 600 in die Wüste gedrängte Migranten vom tunesischen Roten Halbmond gerettet worden. Sie seien Anfang Juli nahe dem Ort Ras Dschedir 40 Kilometer nördlich von Al Assah ausgesetzt worden. Tunesischen Aktivisten zufolge hielten sich am Freitag noch bis zu 150 Menschen in grenznahen Wüstengebieten auf.
Gewaltsame Auseinandersetzungen mit Stadtbewohnern
Nach Auseinandersetzungen mit Bewohnern der Hafenstadt Sfax waren in den vergangenen Tagen hunderte afrikanische Migranten in die Wüste geflohen. Andere wurden gewaltsam von der tunesischen Polizei dorthin vertrieben.
In Tunesien war es zuletzt zu einem Anstieg rassistisch motivierter Angriffe gegen Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara gekommen. Dies, nachdem Präsident Kais Saied im Februar «Horden» illegaler Migranten einer «kriminellen Verschwörung» beschuldigt hatte.
Kritik an EU wegen Migrationsabkommen
Im Rahmen dieser Ereignisse wird auch Kritik an der EU laut. Diese hat nämlich am Sonntagabend ein langfristiges Migrationsabkommen mit Saied abgeschlossen.
Die Vereinbarung solle unter anderem die Kooperation im Kampf gegen Schleuser verbessern, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Tunis. 105 Millionen an EU-Geldern sind für die Bekämpfung irregulärer Migration vorgesehen, zudem wird Tunesien mit Haushaltshilfen unterstützt.