Türkei kündigt Vergeltung bei neuen Strafmassnahmen der USA an

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Im Streit zwischen den USA und der Türkei zeichnet sich weiter keine Annäherung ab.

US-Präsident Donald Trump (l.) und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r.) bei der Eröffungszeremonie des Nato-Gipfels in Brüssel.
US-Präsident Donald Trump (l.) und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (r.) bei der Eröffungszeremonie des Nato-Gipfels in Brüssel. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Streit zwischen der Türkei und den USA um einen US-Priester geht weiter.
  • Ankara drohte bei neuen US-Strafmassnahmen mit Vergeltung.

Die US-Regierung hatte am Donnerstag gedroht, Washington plane weitere Konsequenzen, wenn die Türkei den in der Türkei festgehaltenen US-Pastor Andrew Brunson nicht schnell freilasse. Präsident Donald Trump bezeichnete den Pastor, der seit Oktober 2016 unter Spionage- und Terrorvorwürfen in türkischer U-Haft sitzt, als «Geisel» Ankaras.

Der türkische Handelsminister Ruhsar Pekcan warnte daraufhin am Freitag, die Türkei habe bereits im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO auf die bisherigen Strafmassnahmen reagiert. «Und wir werden das fortsetzen», fügte er laut der Nachrichtenagentur Anadolu hinzu.

Sanktionen gegen türkischen Stahl, Aluminium und Minister

Trump und sein Vize Mike Pence dringen seit langem auf Brunsons Freilassung. Anfang August verhängte der US-Präsident deshalb Sanktionen gegen zwei türkische Minister. Ausserdem verdoppelte Trump die Zölle auf türkische Stahl- und Aluminiumimporte – und beschleunigte damit die Talfahrt der Lira.

Als Vergeltung für die US-Strafzölle hob Ankara die Einfuhrzölle auf mehrere US-Produkte deutlich an, darunter Autos, alkoholische Getränke und Tabak. Staatschef Recep Tayyip Erdogan kündigte zudem einen Boykott von US-Elektronikprodukten an.

Lira sackt erneut ab

Heute Freitag sackte die Lira, die sich in den vergangenen drei Tagen leicht erholt hatte, erneut ab. Gegen 11.30 Uhr MESZ notierte die türkische Währung bei rund 6,1 zum Schweizer Franken und verlor damit rund fünf Prozent an Wert. Noch am Donnerstag hatte der türkische Finanzminister und Erdogan-Schwiegersohn Berat Albayrak ausländischen Investoren strenge Haushaltsdisziplin und Strukturreformen zugesichert. Einen Hilfsantrag beim Internationalen Währungsfonds (IWF) schloss er aus, Priorität hätten nun Direktinvestitionen.

Seinem Ministerium zufolge vereinbarte Albayrak mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) ein Treffen für den 21. September in Berlin. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wollte dies am Freitag nicht bestätigten. Es würden dazu keine konkreten Daten bekanntgegeben. Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums bekräftigte, dass die Bundesregierung die Entwicklung sehr genau beobachte und ein Interesse daran bestehe, dass die Türkei ein stabiles und demokratisches Land sei.

Bei Analysten stiess Albayraks Auftritt indes auf ein verhaltenes Echo. Es scheine, als habe er die Risiken für den Unternehmens- und Bankensektor durch hohe Schulden in ausländischer Währung heruntergespielt, sagte William Jackson von Capital Economics in London. Diese könnten sich jedoch «in den kommenden Wochen und Monaten» zuspitzen.

Ökonomen halten eine Erhöhung der Zinsen in der Türkei für unumgänglich, um die Inflation zu senken und den Verfall der Lira zu stoppen. Erdogan ist aber ein erklärter Gegner hoher Zinsen.

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