Türkei: Wieso wurde Imamoglu verhaftet?
Die Festnahme von Ekrem Imamoglu, Istanbuls Bürgermeister, sorgt für massive Proteste in der Türkei. Was steckt hinter den Ereignissen?

Die politische Landschaft der Türkei steht erneut im Fokus internationaler Aufmerksamkeit. Die Absetzung und Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu hat landesweite Proteste ausgelöst.
Trotz Demonstrationsverbot versammelten sich Tausende in Istanbul, um gegen die Entscheidung der Regierung zu protestieren. Beobachter sehen darin einen gezielten Angriff auf die Opposition in der Türkei.
Türkei: Warum wurde Imamoglu verhaftet?
Imamoglu wurde wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft genommen. Das türkische Innenministerium suspendierte ihn daraufhin vorübergehend von seinem Amt.

Wie die «Deutsche Welle» berichtet, werfen Kritiker der Regierung vor, die Vorwürfe seien politisch motiviert. Mit dem Zweck, Imamoglu als Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan auszuschalten.
Imamoglu als Präsidentschaftskandidat
Trotz seiner Inhaftierung nominierte die Oppositionspartei CHP Imamoglu offiziell zum Präsidentschaftskandidaten für die nächste Wahl in der Türkei. Laut Angaben der Partei stimmten 1,6 Millionen Mitglieder für ihn.
Zudem gaben Millionen Türken symbolisch ihre Unterstützung an sogenannten Solidaritätswahlboxen ab, wie die «Welt» berichtet.
Wer steckt hinter Ekrem Imamoglu?
Imamoglu gilt als einer der stärksten Herausforderer Erdogans. Seit seinem Wahlsieg in Istanbul 2019 konnte er mehrfach Erfolge gegen Erdogans Partei AKP erzielen.
Experten wie Yasar Aydin sehen in ihm eine Figur, die verschiedene gesellschaftliche Gruppen vereint. Zudem habe er Erdogans «Nimbus der Unbesiegbarkeit» gebrochen, so «ZDF».
Politische Hintergründe der Festnahme
Die Vorwürfe gegen Imamoglu umfassen Korruption und Terrorunterstützung. Beobachter wie Deniz Yücel von PEN Berlin sehen darin jedoch einen Versuch, die Opposition einzuschüchtern und zu spalten.
Laut «Deutschlandfunk» könnte Erdogan damit auch Druck auf die CHP ausüben wollen, um politische Zugeständnisse zu erzwingen.
Türkei keine Demokratie mehr
Die Türkei steht wirtschaftlich und politisch unter Druck. Hohe Inflation und sinkende Popularität setzen Erdogan zu.
Die Festnahme Imamoglus wird von vielen als Zeichen einer wachsenden Repression gewertet.

Kritiker sprechen von einem Abbau demokratischer Strukturen und einer Annäherung an autokratische Verhältnisse.
Proteste und internationale Reaktionen
Die Festnahme hat nicht nur in der Türkei, sondern auch international Kritik ausgelöst. Landesweit wurden hunderte Demonstranten festgenommen, während Erdogan die Proteste als «Strassenterror» bezeichnete, berichtet «Frankfurter Rundschau».
Die CHP kündigte an, den Widerstand fortzusetzen und Imamoglu weiterhin zu unterstützen.
Die kommenden Wochen könnten entscheidend für die politische Zukunft der Türkei sein. Beobachter warnen vor einer weiteren Eskalation der Lage und einem möglichen Politikverbot für Imamoglu.