Ukraine-Krieg: Putin macht General Surowikin zum Oberkommandanten
Wladimir Putin macht den brutalen General Sergej Surowikin zum Oberkommandanten im Ukraine-Krieg.
Das Wichtigste in Kürze
- Der neue Kommandeur der russischen Truppen gilt als äusserst brutal.
- Laut Kreml-Kritikern ist Sergej Surowikin Anhänger «massiver Raketenschläge».
- Das zeigte sich am Montag bei der beispiellosen Angriffswelle auf ukrainische Städte.
Wladimir Putin wehrt sich gegen wachsende Unzufriedenheit im eigenen Land. Jüngst musste der Kreml eine Reihe militärischer Rückschläge einstecken, da der Ukraine-Krieg läuft für Russland nicht nach Plan.
Nun soll offenbar Sergej Surowikin das Eisen aus dem Feuer holen. Der berüchtigte General wurde am Samstag vom Kreml zum Oberkommandant im Ukraine-Krieg ernannt.
Surowikin setzte nur zwei Tage später seine «Vision» zur Vernichtung des Nachbarlandes in die Tat um: Er begann mit einer beispiellosen Angriffswelle auf ukrainische Städte. 20 Orte liess er von Marschflugkörpern, ballistischen Raketen und Kamikaze-Drohnen angreifen.
Bei einigen Zielen ging es darum den Kampfeswillen der Ukrainer zu brechen, bei anderen kritische Infrastrukturen zu zerstören. Zugverbindungen, Fabriken, Kraftwerke und IT-Zentren wurden massiv angegriffen. Es gab massive Stromausfälle für Millionen Ukrainer. Zudem dürfte der Nachschub an westlichen Waffen in Richtung Fronten stark verlangsamt worden sein.
General Surowikin ist mit den Angriffen den radikalen Putin-Kritikern entgegengekommen. Diese hatten sich in den letzten Wochen immer wieder darüber beschwert, dass die «Armee» zu sanft vorgehe. Aus diesen Kreisen hiess es nämlich, die Ukraine dürfe «kein Licht und keine Wärme im Winter haben».
Ukraine-Krieg: Surowikin wird General Armageddon genannt
Die grosse Frage nach den Angriffen vom Montag lautet: Was ist von General Surowikin in den nächsten Wochen oder Monaten zu erwarten? Die kurze Antwort: Mit Sicherheit kein Pardon! Surowikin ist für seine Kriegsverbrechen an der syrischen Bevölkerung bekannt. Dort bombte er zwischen 2017 und 2019 die Rebellen in die Knie, indem er ihre Familien hinter der Front umbrachte.
Krankenhäuser, Schulen und Getreidesilos waren laut der «Bild» seine beliebtesten Ziele. Sein Spitzname in Militärkreisen: General Armageddon. Unter Berufung auf ranghohe, nicht näher benannte Quellen, schreibt auch das kremlkritische Exil-Internetportal «Meduza»: «Surowikin ist Anhänger massiver Raketenschläge – auch auf zivile Infrastruktur.» Und: Sentimentalitäten hat Surowikin nicht.»
Ähnlich klingt es bei Analyst Michael Kofman auf Anfrage des «Spiegel»: «Er ist als ziemlich rücksichtsloser Befehlshaber bekannt, der für sein Temperament berüchtigt ist.» Kofman ist Direktor des Forschungsprogramms für Russlandstudien beim Center for Naval Analyses, ein Forschungszentrums der US-Navy.
Dass die Ernennung im Ukraine-Krieg einen wirklichen Unterschied zugunsten der Russen machen wird, glaubt der Experte hingegen nicht. Die militärische Misere, lasse sich nicht durch einen Wechsel des Befehlshabers beheben, so Kofman. Surowikin sei zudem ohnehin de facto schon der Befehlshaber der meisten russischen Streitkräfte gewesen.