Umweltschützer: Öl-Manager soll nicht UN-Klimakonferenz leiten
Widerstand gegen den COP28-Leiter: Sultan Ahmed al-Dschaber ist Chef des Ölkonzerns Adnoc. Greenpeace und Transparency International sind «zutiefst beunruhigt».
Das Wichtigste in Kürze
- Sultan Ahmed al-Dschaber wird Präsident der nächsten Weltklimakonferenz COP28 in Dubai.
- Er ist der Chef des Ölkonzerns Adnoc.
- Umweltschützer zeigen sich entsetzt über die Nominierung.
Vor dem Petersberger Klimadialog äussern sich Umweltschützer entsetzt. Der Grund: Die nächste Weltklimakonferenz COP28 wird in Dubai vom Top-Manager eines Ölkonzerns geleitet. Der designierte COP-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber ist Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate und zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc.
Greenpeace sei deswegen «zutiefst beunruhigt», sagte der geschäftsführende Vorstand Martin Kaiser der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Er sprach von einem gefährlichen Präzedenzfall und einem beispiellosen Interessenkonflikt. «Das ist so, als ob das Umweltbundesamt vom Chef von VW geleitet würde.» Die Vereinten Nationen müssten dem einen Riegel vorschieben. «Um die Erosion des öffentlichen Vertrauens in die UN zu beenden, muss der Generalsekretär die Politik der Interessenkonflikte verbieten.»
Emirate zählen weltweit zu zehn grössten Ölproduzenten
Beim zweitägigen Klimadialog der Bundesregierung in Berlin ist auch eine Rede Al-Dschabers geplant. Der COP-Präsident hat eine wichtige Rolle als Vermittler für Kompromisse zwischen den fast 200 Staaten.
Die Emirate zählen zu den zehn grössten Ölproduzenten der Welt und wollen trotz Klimakrise ihre klimaschädliche Öl-und Gas-Produktion weiter ausbauen. Allein im zweiten Halbjahr 2022 hat Adnoc acht neue Bohrinseln in Betrieb genommen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) ruft aber dringend dazu auf, ab sofort keine neuen Öl- und Gasvorkommen mehr zu erschliessen. Auch der Weltklimarat IPCC warnt: Investitionen in neue fossile Lagerstätten seien nicht mit dem Ziel vereinbar, die Erderhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Nominierung gefährdet die Glaubwürdigkeit der UN
Brice Böhmer von Transparency International sagte der dpa, nötig seien klare Regeln der UN zur Vermeidung solcher Interessenkonflikte. Er wies darauf hin, dass bei der vergangenen Weltklimakonferenz in Ägypten mehr als 600 Öl- und Gaslobbyisten akkreditiert gewesen seien. Zur Personalie Al-Dschaber sagte er, dessen Nominierung gefährde die Glaubwürdigkeit der UN. Ein Boykott der COP28 in Dubai sei aber nicht sinnvoll, weil dies Korruption und unangemessene Einflussnahme eher noch stärken würde.
Die Exekutivdirektorin des Climate Action Network (CAN), Tasneem Essop, bekräftigte ihre Forderung, dass Al-Dschaber seinen Posten als Konzernchef niederlegen müsse. Das fordert sie zumindest für die Zeit, in der die Emirate die Klimakonferenz ausrichten. Die UN-Klimadiplomatie hätte schon «vor Jahrzehnten» ein Regelwerk dazu erlassen müssen, sagte sie.