UNO untersucht Berichte über tödlichen Luftangriff auf afghanische Zivilisten
Das Wichtigste in Kürze
- Frauen und Kinder seien nach einem Luftangriff auf ein Haus getötet worden.
- Die Vereinigten Nationen prüfen nun, ob diese Berichte der Wahrheit entsprechen.
Die Vereinten Nationen untersuchen «glaubwürdige Berichte», nach denen neun Mitglieder einer afghanischen Familie bei einem Luftangriff getötet wurden. Frauen und Kinder seien am Samstag getötet worden, nachdem eine «Luftmunition» im Haus eines Lehrers im Bezirk Tagab in der östlichen Provinz Kapisa eingeschlagen war, teilte die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (Unama) am Dienstag in Kabul mit. Sechs weitere Familienmitglieder seien verletzt worden. Die US-Streitkräfte bestritten, dass es bei dem Angriff zivile Opfer gab.
Es gebe «mehrere glaubwürdige Anschuldigungen», erklärte hingegen die Unama. «Alle Opfer des Angriffs gehörten derselben Familie an, darunter Grosseltern und Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren.» Ein Anwohner namens Latif, dessen Haus bei dem Luftangriff im Dorf Badrab beschädigt wurde, sagte, 15 Mitglieder einer Familie seien getötet worden, als ihr Haus am Samstagabend getroffen worden sei.
Örtliche Beamte sagten der Nachrichtenagentur AFP, dass sie keine Berichte über zivile Opfer erhalten hätten. Auch die US-Streitkräfte dementierten, dass es sich bei den Opfern um Zivilisten handelte. US-Armeesprecher David Butler sagte, die US-Luftunterstützung sei einer afghanischen Bodentruppe in einer Schiesserei zu Hilfe gekommen. «Nur Kämpfer wurden getötet», sagte Butler. Nach seinen Angaben teilte die afghanische Armee später mit, Einheimischen sei gesagt worden, sie sollten behaupten, dass es zivile Opfer gegeben habe.
Unama erklärte, die Mission stehe im Kontakt mit den US- und afghanischen Truppen, um den Vorfall aufzuklären. Der UN-Organisation zufolge wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 353 Zivilisten in Afghanistan Opfer von Luftangriffen – 149 wurden getötet und 204 verletzt. Das sind 52 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.