Viagra des Himalajas wird wegen Klimawandel immer seltener
Der Klimawandel bedroht einen Pilz, der in Raupen wuchert. Der Pilz wird auch «Viagra des Himalajas» genannt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Studie dokumentiert die Gefahren des Klimawandels für einen Raupenpilz im Himalaja.
- Das «Viagra» ist für viele Menschen eine der wichtigsten Einnahmequellen.
Der Klimawandel bedroht das wertvolle «Viagra des Himalajas»: Ein in Raupen wuchernder Schmarotzerpliz, der in der volkstümlichen Medizin Chinas als Aphrodisiakum gilt, könnte wegen des massiven Temperaturanstiegs im Himalaja-Gebirge künftig deutlich seltener werden, heisst es in einer Montag veröffentlichten Studie von Forschern aus den USA. Trifft die Vorhersage ein, würden viele Menschen in der Region ihre wichtigste Einnahmequelle verlieren.
Vor allem das veränderte Klima während der Winter sei für den Rückgang des sogenannten Chinesischen Raupenpilzes verantwortlich, warnt Kelly Hopping, Co-Autorin der in der Zeitschrift der Nationalen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Studie. Ausserdem würden die Bestände der Raupenpilze bereits jetzt zu stark genutzt.
Produktion sinkt
«Selbst wenn die Menschen beginnen, ihre Ernten zu reduzieren, wird die Produktion sicher weiter wegen des Klimawandels sinken», warnt Hopping.
Der Schmarotzerpilz bevorzugt kalte und hochgelegene Regionen als Lebensräume, in denen es dennoch nicht zu häufig schneit. Mit den steigenden Temperaturen im Himalaja werden die Lebensräume für den Pilz rar. In Königreich Bhutan am östlichen Rand des Gebirges wird der Anstieg der Durchschnittstemperatur zwischen 1979 und 2013 auf bis zu vier Grad geschätzt.
Wertvoller als Gold
Der in der traditionellen chinesischen Medizin begehrte Pilz erzielt Höchstpreise und sichert Familien im Himalaja den Lebensunterhalt. Der Studie zufolge wurde im Mai 2017 ein Kilo hochwertiger Raupenpilze für knapp 140'000 Franken verkauft. Zum Vergleich: Der Preis für Gold liegt derzeit bei knapp 40'000 Franken pro Kilo.
Das «Viagra des Himalays» sorgte vor diesem Hintergrund immer wieder für heftige Konflikte. In den Jahren 2009 und 2016 kam es zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Pilzsammlern.
Die Forscher befragten für ihre Studie rund 40 Sammler des Chinesischen Raupenpilzes in Tibet und Sichuan in China. Dazu analysierten sie Interviews aus anderen Studien mit rund 800 Menschen aus der Region. Die Wissenschaftler verglichen die Aussagen anschliessend mit Daten aus der Umwelt, der Geographie und dem Wetter.