Klimawandel bringt japanische Dichter komplett aus dem Konzept
Wenn Taifune die Verse umwerfen: Japanische Dichter ringen mit dem Klimawandel. Denn das traditionelle Haiku beschreibt eigentlich die Jahreszeiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die traditionelle Poesie der japanischen Haiku-Gedichte gerät ins Wanken.
- Denn ein Haiku beschreibt häufig die Natur und die Jahreszeiten.
- Die Veränderungen des Klimawandels bringen diese Tradition nun durcheinander.
Auf Holztafeln am Weg zwischen Bürogebäuden und dem Sendaibori-Fluss im östlichen Tokio sind Haiku-Gedichte des Dichters Matsuo Basho zu finden. Haiku? Das sind kurze Gedichte, bei denen man in drei Zeilen versucht, die Poesie des Universums einzufangen.
Diese Gedichte aus dem 17. Jahrhundert feiern die Natur, von Vollmond über zirpende Zikaden bis zu Kirschblüten. Heute stehen sie jedoch vor einer ungewöhnlichen Bedrohung: der Klimakrise.
Extreme Wetterbedingungen bedrohen Tradition
Die Klimaveränderungen werfen die traditionelle Haiku-Welt aus dem Takt. Vorzeitige Kirschblüten und Sommer-Taifune lassen die einst harmonische Verbindung zwischen Kultur und Jahreszeiten verschwimmen. Die Haiku-Poeten sind besorgt, dass die saisonalen Bezüge ihrer Kunst in einer Welt des Klimawandels ihre Relevanz verlieren.
Andrew Fitzsimons, Professor in der Abteilung für englische Sprache und Kulturen an der Gakushuin Universität in Tokio sagt zum «Guardian»: «Mehr als die meisten Formen der Poesie ist das Haiku jedoch besonders auf das Alltägliche ausgerichtet. Der Klimawandel und die Auswirkungen, die er auf unser tägliches Leben hat, werden ein allgegenwärtiges, drängendes – und bedrückendes – Thema sein.»