Chinesisches Model filmt sich in Uiguren-Lager
Ein chinesisches Model zeigt schockierende Bilder und Videos aus einem Uiguren-Lager. Ein kurzer Einblick, wie ihn die Welt noch kaum gesehen hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein uigurisches Model wird in einem Sicherheitscamp gefangen gehalten.
- Der Nachrichtensender BBC veröffentlicht Beweisvideos.
- Der Mann ist mit Handschellen an ein Bett gefesselt.
Merdan Ghappar ist ein erfolgreiches Model aus China. Normalerweise erreicht die Aussenwelt bunt schillernde Videos mit schöner Kleidung. Doch die neuesten Bilder stehen in starkem Kontrast zu seinem sonstigen Auftreten.
Ghappars Familie liess dem Nachrichtensender BBC Videos und Fotos zukommen, in welchen das Model in dreckiger Kleidung an ein Bett gefesselt ist. Der Kontext? Ghappar befindet sich wohl in einem der chinesischen Sicherheitscamps, in welchen Uiguren gefangen gehalten werden. Man vermutet, das Camp liegt im chinesischen Xinjiang, wo mehrere solcher Camps stehen.
«Hier zu sterben ist das Letzte was ich will»
Ghappar teilte seine Erfahrungen mit BBC auch auf der chinesischen App «WeChat». «Ich habe 50 bis 60 Personen in einem kleinen Raum gesehen, der nicht grösser als 50 Quadratmeter war, Männer rechts, Frauen links.»
«Alle trugen einen vierteiligen Anzug, einen schwarzen Kopfsack, Handschellen, Beinfesseln und eine Eisenkette, die die Manschetten mit den Fesseln verband.» Chinas Verwendung dieser kombinierten Hand- und Beinmanschetten wurde in der Vergangenheit von Menschenrechtsgruppen kritisiert.
Als der junge Mann einen Polizisten darauf aufmerksam machen wollte, dass seine Handschellen ihm das Blut abschnürten, wurde er angeschrien: «Wenn du deine Kapuze wieder abnimmst, werde ich dich zu Tode schlagen.»
Danach habe er sich nicht mehr getraut zu sprechen. Er beendete die Nachricht mit «Hier zu sterben ist das Letzte, was ich will.»
Nachrichtenfluss stoppte abrupt
Ghappar erzählte einige Tage lang von seinen Erfahrungen. Bis die Nachrichten plötzlich verstummten. Seither weiss gemäss dem Nachrichtensender niemand, wo sich der junge Mann befand.
Auf Twitter wird bereits spekuliert, dass man das Model umgebracht habe. Beweisen könne man dies jedoch nicht. Genauso wenig wie die Richtigkeit der Nachrichten.
Es sei unmöglich, so ein herbeigezogener Experte, die Nachrichten zu verifizieren. Doch die Videos und Nachrichten würden echt erscheinen.
Muslimische Minderheit wird weiter gefangen gehalten
Nach Schätzungen von glaubwürdigen Quellen wurden im Verlauf der letzten Jahre über eine Million Uiguren in einem hochsicheren Netzwerk aus Camps gefangen gehalten.
China bezeichnet diese Camps zwar als freiwillige Schule gegen Extremismus, doch Bilder und Gerüchte suggerieren anderes. Tausende Kinder wurden schon von ihren Eltern getrennt. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass uigurische Frauen zur Verhütung gezwungen werden.