Coronavirus: Bund zögert mit Rückholaktion von Schweizern in Wuhan
Deutschland, Frankreich oder die USA evakuieren ihre Bürger aus Wuhan, dem Epizentrum des Coronavirus. Nur die Schweiz zögert noch. Eine Betroffene erzählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland holt diese Woche 90 Staatsbürger aus Wuhan.
- Auch die USA, Frankreich, Grossbritannien oder Japan evakuieren ihre Angehörigen.
- Die Schweiz hingegen zögert noch: Betroffen ist eine junge Bernerin.
«Eigentlich macht es mich sehr traurig, dass ich Wuhan verlassen muss.» Bernerin Fabienne Blaser sitzt in ihrem Zimmer, im abgeriegelten Wuhan. Über 130 Tote hat das sich rasant verbreitende Coronavirus in China schon gefordert.
Blaser ist nach Abschluss ihres Bachelor-Studiums für ein Zwischenjahr nach Wuhan gereist, dem Ausgangsort des grassierenden Virus. «Ich hatte hier eine wunderbare Zeit an dem Sprachkurs, viele Freundschaften geschlossen und sehr viel gelernt», sagt sie zu Nau.ch. Doch sie wisse nun: «Diese wunderbare Zeit ist jetzt vorbei.»
Chinesische Freunde rieten wegen Coronavirus zur Abreise
Die Studentin ist eine der acht Schweizer, welche sich gemäss EDA zum Zeitpunkt des Ausbruchs in Wuhan befanden. Vier davon konnten die Stadt rechtzeitig verlassen, die anderen vier wollten Stand Montag nicht gehen, liess das EDA verlauten.
Doch Fabienne Blaser hat sich umentschieden: «Die Situation in der Stadt ist so wie zu Zeit von Sars, und in so einer Situation will man nicht sein, wenn man es vermeiden kann.»
So hat sie gestern Dienstag der Schweizer Botschaft in China mitgeteilt, sie wolle nun doch ausreisen. «Anfangs hatte ich ein seltsames Gefühl dabei, eine Evakuierung zu fordern, schliesslich können die Chinesen in Wuhan auch nicht einfach die Stadt verlassen.»
Aber: «Alle meine Chinesischen Freunde meinten: Geh nach Hause, sobald du die Gelegenheit hast, es hat keinen Zweck hier zu bleiben und deine Familie macht sich grosse Sorgen um dich.»
Viele Staaten handeln – die Schweiz zögert noch
Mit der Forderung einer Evakuierung ist Blaser nicht die einzige. Mehrere Staaten haben bereits Rückhol-Aktionen durch Charterflüge gestartet. So holt etwa Deutschland voraussichtlich am Freitag 90 Menschen aus China.
Aber auch Grossbritannien, Frankreich, die USA oder Japan haben die Evakuierung ihrer Staatsbürger in die Wege geleitet.
Die Schweiz scheint noch zu zögern. Georg Farago, Sprecher des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA: «Bezüglich Optionen für eine Ausreise ist das EDA im Gespräch mit Partnerstaaten.»
Er versichert, das EDA verfolge die Situation, gemeinsam mit der Botschaft, sehr eng. Zudem sei man in Kontakt mit Staaten, die ebenfalls Angehörige vor Ort haben. «Dabei werden auch Modalitäten einer möglichen Ausreise erörtert.»
Doch wann dies der Fall sein wird, kann das EDA derzeit nicht kommentieren. Auch die Bernerin Fabienne Blaser wartet auf einen Bescheid. Vorwerfen möchte sie den Behörden jedoch nichts, «ich bin sicher, dass sie hart arbeiten».