Coronavirus: Studie belegt geringe Ansteckungs-Gefahr im Freien
Eine Studie zum Coronavirus aus China hat Ansteckungsherde untersucht. Das Fazit: In Innenräumen besteht die grösste Ansteckungsgefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftler haben die Ansteckungswege chinesischer COVID-Erkrankter untersucht.
- Die Ergebnisse zeigen: In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.
- Im Freien infizieren sich verhältnismässig wenige.
Wo ist die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus am grössten? Vor kurzem veröffentlichten Forscher von verschiedenen chinesischen Hochschulen eine Studie zur Ausbreitung des Coronavirus in China. Erstmals bekommen wir hiermit einen Einblick in die Bereiche, in denen sich das Virus ausbreitet.
Den Forschern um Hua Qian von der Southeast University standen dazu ausführliche Datensätze der Behörden aus 320 Gemeinden zur Verfügung. Für jede untersuchte infizierte Person wurde unter anderem der Ansteckungsort registriert.
Meiste Ansteckungen mit Coronavirus in Innenräumen
Die Studie zeigt klar: Die meisten Ansteckungen finden in Innenräumen, viele in den heimischen vier Wänden statt.
Es zeigt sich jedoch auch, dass aus Ansteckungen in den heimischen vier Wänden wenige Folgefälle resultieren. Wenn sich beispielsweise ein Ehepartner oder Kind ansteckt, ist eine Infektion des ursprünglichen Trägers oft schon bemerkt worden. Der ganze Haushalt hat zu diesem Zeitpunkt oft schon Quarantänemassnahmen ergriffen. Menschen, die sich zuhause anstecken, infizieren insgesamt weniger andere Menschen.
Problematisch wird es, wenn sich die Menschen in verschiedenen Innenräumen aufhalten: Vom Arbeitsplatz aus kann sich das Virus deutlich weiter Verbreiten, als von zuhause aus. Bei einem lokalen Ausbruch in einem Einkaufszentrum steckten sich besonders viele Menschen an.
Am zweithäufigsten steckten sich die Menschen mit dem Coronavirus in China in den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Personen, die ihren Arbeitsplatz aufsuchen, setzen sich gleich mehrfach möglichen Ansteckungsherden aus.
Kaum Ansteckungen im Freien
Den Wissenschaftlern lagen die vollständigen Daten von 7324 Fällen in China ausserhalb der Provinz Hubei vor. In gerade einmal zwei Fällen geschah die Ansteckung dabei im Freien, schreiben die Forscher. «Unsere Studie schliesst eine Übertragung des Virus im Freien nicht aus», geben sie zu bedenken.
Über den Infektionsweg sage die Studie hingegen nichts aus: Man habe keine Daten, ob die Ansteckung über direkten Kontakt, Oberflächen oder die Luft geschah. Enger Kontakt sei nach wie vor die wahrscheinlichste Ursache einer Übertragung.
In schlecht belüfteten Räumen könne jedoch auch eine Aerosol-Übertragung über längere Distanzen nicht ausgeschlossen werden. Menschenansammlungen stellen allgemein ein grosses Übertragungsrisiko dar und sollten nach wie vor auch im Freien vermieden werden.
Studie bestätigt Bundesrats-Massnahmen
In weiten Teilen bestätigen die Ergebnisse, dass die Massnahmen des Bundes in die richtige Richtung gehen: Die Umstellung auf Homeoffice, die Reduzierung des ÖV-Aufkommens und die Absage von Events werden von den Wissenschaftlern als sinnvoll bestätigt.
Die Studie zeigt auch, dass die Massnahmen Ansteckungen nicht komplett verhindern können. Aber die Anzahl Ansteckungen pro infizierter Person lässt sich drastisch verringern. Das ist schliesslich der Schlüssel zum Erfolg: Solange eine Person im Durchschnitt weniger als eine andere Person infiziert, ebbt die Welle ab.