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Digitalisierung: Schäuble warnt vor Gefahren für Demokratie

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Deutschland,

Hass und Hetze sind schnell in sozialen Netzwerken gesät. Die mühsame Kompromisssuche hat kaum noch Raum. Es gehe auch um die Zukunft der Herzkammern der Demokratie, warnt Bundestagspräsident Schäuble.

Wolfgang Schäuble (CDU), Bundestagspräsident, leitet die Sitzung des Bundestages. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Wolfgang Schäuble (CDU), Bundestagspräsident, leitet die Sitzung des Bundestages. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat dazu aufgerufen, die parlamentarischen Demokratien widerstandsfähig gegen die Gefahren durch die fortschreitende Digitalisierung zu machen.

«Internet und soziale Medien fordern das Prinzip der Repräsentation heraus», sagte der CDU-Politiker am Montag bei einer Konferenz der Parlamentspräsidentinnen und -präsidenten der EU-Staaten und des Europaparlaments. Hinzu komme die enorme Machtkonzentration in den Händen der grossen Internetkonzerne, die nicht nur ordnungspolitisch problematisch sei. Es gehe auch «um die Zukunft unserer Parlamente als Herzkammern der Demokratien», sagte Bundesratspräsident Reiner Haseloff (CDU).

Schäuble betonte, die sozialen Medien veränderten fundamental die Öffentlichkeit. «Die algorithmengesteuerte Aufmerksamkeitsökonomie im Netz zementiert Teilöffentlichkeiten, befördert Hass und Desinformation und polarisiert unsere Gesellschaften.» Klassische Medien verlören ihre zentrale Filter- und Mittlerfunktion. «So schwindet der gemeinsam geteilte Erfahrungs- und Diskursraum, in dem wir uns im kollektiven Gespräch über die wichtigen Fragen verständigen. Genau darauf ist die Demokratie aber angewiesen - insbesondere in der vielfältiger werdenden Gesellschaft.»

Die Funktionslogik der digitalen Öffentlichkeit lasse wenig Raum für demokratischen Streit und mühsame Kompromisssuche, sagte Schäuble. Sie befördere im Gegenteil die populistische Versuchung, den eigenen Willen mit dem der Mehrheit gleichzusetzen. Sich unmittelbar im Netz äussern zu können, scheine mit dem Anspruch einherzugehen, dass die eigene Meinung unmittelbar in politische Wirklichkeit umzusetzen sei. «Das widerspricht nicht nur den Kernprinzipien der demokratischen Entscheidungsfindung, sondern führt unweigerlich zur Enttäuschung. Auf lange Sicht gefährdet das die Legitimation gewählter Repräsentanten, für alle verbindliche Entscheidungen zu treffen.»

Schäuble warf Konzernen wie Google und Facebook vor, zwar viel vom Gemeinwohl zu sprechen, aber jede Verantwortung dafür zurückzuweisen. Sie seien nur mit Mühe dazu zu bringen, Hass und Hetze einen Riegel vorzuschieben. Zugleich kontrollierten sie nach Gutdünken den Zugang zum Diskurs. «Ihr Geschäftsmodell basiert auf den gigantischen Datenmengen, die sie sammeln und die sich kommerziell und politisch verwerten lassen - unter anderem, um durch gezielte Desinformation das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben und Wahlen zu beeinflussen.»

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