Ukraine-Krieg: Russland übernimmt im besetzten Gebiet das Internet
Russland beginnt mitten im Ukraine-Krieg damit, das Internet auf ukrainischem Boden zu übernehmen – mit drastischen Folgen für die Informationsfreiheit.
Das Wichtigste in Kürze
- Das russische Internet wird überwacht und zensiert.
- In besetzten ukrainischen Gebieten wird das Internet auf russische Provider umgeleitet.
- So beschränkt Russland den Bewohnern den Zugriff aufs freie Internet.
Spätestens seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist das russische Internet alles andere als frei. Medienberichten zufolge greift die Zensurbehörde hart durch. Laut der IT-Newsplattform «Golem» gibt es zudem schon länger Bemühungen, den eigenen Teil des Internets vom Rest der Welt abzuschneiden.
Ukraine-Krieg: Russland will das Internet kontrollieren
Die russische Form des Internets greift nun auch in die Gebiete in der Ukraine über. Internetanbieter wie Kherson Telecom, genannt Skynet, werden gezwungen, ihre Dienste über russische Provider umzuleiten. Laut «Wired» führt das mitten im Ukraine-Krieg immer wieder zu Internetausfällen – so auch in der Stadt Cherson.
Das bestätigen auch Analysen der Cybersicherheit-Organisation NetBlocks und des Internetsicherheits-Unternehmens Cloudflare, sowie ukrainische Behörden.
«Leider gibt es Fälle, in denen der Datenverkehr ukrainischer Betreiber massiv über russische Netze umgeleitet werden.» Das sagt Victor Zohora, stellvertretender Leiter der ukrainischen Cybersicherheitsbehörde (SSSCIP) gegenüber «Wired». Da der Datenverkehr vom russischen Geheimdienst kontrolliert werde, würde er auch überwacht.
Die Behörde warnt auch vor Benutzung der russischen Netze. In einer Ende März vom NBC-Journalisten Kevin Collier veröffentlichten Medienmitteilung rät sie unter anderem zur Nutzung von VPNs. Ein VPN-Dienst leitet den eigenen Datenverkehr über einen zusätzlichen Server, bevor man sich mit einer Website verbindet.
Auch werden in der Region Sim-Karten mit russischen Nummern ausgeteilt. Ein weiterer Versuch, die Menschen ans russische Netz zu binden.
Umleitung über Umwege
Der Datenverkehr von Kherson Telecom wird aber nicht direkt auf einen russischen Provider umgeleitet. Doug Madory von der Netzwerküberwachungsfirma Kentik, berichtet, dass die Daten über Miranda Media laufen. Dabei handelt es sich um ein auf der besetzten Krim gegründetes Unternehmen. Miranda Media wiederum leitet die Signale weiter auf Netze des russischen Netzanbieters Rostelekom.
Internetanbieter befinden sich im Ukraine-Krieg derweilen in einer Zwickmühle. Davon berichtet auch der Inhaber von Kherson Telecom, Gudz Alexandrovich, auf Facebook. Er zeigt Bilder von Menschen, die vor seinem Laden warten und auf Internet hoffen. Er habe den Menschen helfen wollen und seinen Service via Miranda Media in Betrieb genommen.
Als er sie dann über die russische Verbindung ins Internet gebracht habe, sei er deswegen wiederum beschimpft worden.