200 Tesla-Angestellte haben dieses Jahr nie gearbeitet
Wegen vieler Krankheitsfälle führt Tesla in Deutschland Kontrollbesuche durch. Rund 200 Angestellte sind dieses Jahr noch gar nie zu Arbeit gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 200 deutsche Tesla-Angestellte sind dieses noch gar nie zur Arbeit gegangen.
- Der Konzern führt wegen vieler Absenzen Kontrollbesuche bei Kranken durch.
- Der Werkleiter rechtfertigt das Vorgehen und sagt, es habe einen Effekt.
Tesla steht in Deutschland stark in der Kritik: Der Elektroauto-Hersteller hat bei kranken Mitarbeitern Kontrollbesuche durchgeführt. Die Gewerkschaft IG Metall spricht von einer «abwegigen Aktion». André Thierig, Leiter des Werks in Brandenburg, rechtfertigt sich gegenüber der «Bild».
Einerseits seien solche Hausbesuche bei Kranken nichts Ungewöhnliches, auch andere Unternehmen machten dies. Andererseits seien alle Angestellten vorab informiert worden. Bei einer Betriebsversammlung habe man die Massnahme angekündigt, die Zustimmung sei gross gewesen. Denn viele Angestellte seien wegen der vielen Abwesenheiten frustriert gewesen.
Thierig argumentiert auch mit Zahlen und Extrembeispielen: Phasenweise seien rund 15 Prozent der 12'000 Angestellten krank gewesen. Und 200 Mitarbeiter seien in diesem Jahr noch gar nie zur Arbeit gekommen, den Lohn erhielten sie dennoch. Denn alle sechs Wochen würden sie eine neue Krankmeldung einreichen.
24 dieser Fälle habe man sich «herausgesucht» und zu Hause besucht, so Thierig. «Ein Grossteil wurde nicht angetroffen, teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren.»
«Sozialsystem wird ausgenutzt»
Der Werksleiter wirft einigen Angestellten vor, «das deutsche Sozialsystem ein Stück weit auszunutzen».
Darauf deutet auch, dass es an Freitagen und in Spätschichten 5 Prozent mehr Krankmeldungen gibt als sonst. Für Thierig ist deshalb klar, dass die vielen Ausfälle nicht an den Arbeitsbedingungen liegen. Denn diese seien an jedem Tag und in jeder Schicht gleich.
Dirk Schulze von der IG Metall aber kritisiert die Arbeitsbedingungen: Die Angestellten würden über «extrem hohe Arbeitsbelastung» klagen. Diese werde durch Ausfälle verstärkt. Zudem würden Kranke unter Druck gesetzt, um dennoch zur Arbeit zu kommen. «Wenn die Werkleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen.»
Werkleiter Thierig aber sagt, dass die Kontrollbesuche bereits einen Effekt hätten: Es seien weniger Angestellte krank. Dennoch sagt er: «Weitere Hausbesuche möchte ich nicht ausschliessen.»