Albaniens Ministerpräsident will in der Hauptstadt Tirana einen Zwergstaat für den gemässigten muslimischen Sufi-Orden der Bektaschi einrichten.
Albaniens Ministerpräsident Edi Rama plant «Vatikan» für muslimischen Bektashi-Orden
Albaniens Ministerpräsident Edi Rama plant «Vatikan» für muslimischen Bektashi-Orden. (Archivbild) - Andreea Alexandru/AP/dpa

Albaniens Ministerpräsident Edi Rama will innerhalb seines Landes einen souveränen Mini-Staat nach dem Modell des Vatikans gründen. Er soll in Albaniens Hauptstadt Tirana entstehen und vom muslimischen Orden der Bektaschi geführt werden. Bis zur Umsetzung werde es aber wegen notwendiger Gesetzesänderungen noch lange dauern.

Dies schrieb Rama auf der Plattform X. Rama hatte seine Idee erstmals am Sonntag beim Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen in New York kurz vorgestellt. Und damit die meisten seiner Landsleute völlig überrascht.

Eigene Grenzen, Verwaltung und Reisepässe geplant

Der Anführer des Bektaschi-Ordens in Tirana, Edmond Brahimaj, äusserte sich begeistert: Die «hervorragende Initiative» werde «eine neue Ära der religiösen Toleranz und der Förderung des Friedens» einläuten. Der «Vatikan» der Bektaschi solle in Tirana auf einer Fläche von gut zehn Hektar am derzeit dort ansässigen «Weltzentrum der Bektaschi» entstehen, mit eigenen Grenzen, Verwaltung und Reisepässen.

Der im 13. Jahrhundert entstandene sunnitische Derwisch-Orden war im Osmanischen Reich weitverbreitet und verlegte sein Zentrum nach seinem Verbot durch Kemal Atatürk 1925 nach Albanien. Derzeit bekennen sich etwa 50 Prozent der Albaner zum Islam. Davon zehn Prozent zur Bektaschi-Richtung.

Die Übrigen gaben bei der letzten Volkszählung 2023 an, römisch-katholische oder orthodoxe Christen zu sein. Während des Kommunismus war die Ausübung von Religionen in Albanien in jeder Form verboten. Brahimaj war von 1982 bis zur Wende Offizier der Armee Albaniens.

Kritik von albanischen Muslimen

Der Dachverband der Muslime Albaniens, KMSH, kritisierte Ramas Idee scharf. Sie gefährde die «religiöse Harmonie». «Solche Initiativen können einen gefährlichen Präzedenzfall für die Zukunft des Landes darstellen», hiess es in einer Erklärung gegenüber albanischen Medien.

Rama habe vorher weder den KMSH noch den Interreligiösen Rat Albaniens konsultiert. Die Verfassung des Nato-Landes, das in die EU strebt, sieht zudem vor, dass das Land «einig und unteilbar» ist. Die Verfassung kann mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament geändert werden.

Rama schrieb auf X, das Vorhaben diene «der Bewahrung und Bereicherung des unbezahlbaren Schatzes an Toleranz und religiöser Harmonie, für die der neben den anderen drei Glaubensrichtungen unersetzliche Bektaschi-Orden seine Verdienste und Rolle hat». Seinen Kritikern warf er «höllische Ignoranz und brutale Nachlässigkeit» vor.

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