Anschlag in Istanbul: Macht Erdogan die USA mitverantwortlich?
Der türkische Präsident Erdogan macht zwei kurdische Organisationen für den Anschlag in Istanbul verantwortlich – aber nicht nur.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Anschlag in Istanbul forderte am Sonntag sechs Todesopfer.
- Der türkische Präsident Erdogan machte zwei kurdische Organisationen dafür verantwortlich.
- In einer Aussage zielt er jetzt indirekt wohl auch auf die USA ab.
Am Sonntag sind bei einem Anschlag in Istanbul sechs Menschen getötet worden. Die Türkei schreibt das Attentat der syrischen Kurdenmiliz YPG und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu.
Präsident Recep Tayyip Erdogan geht beim G20-Gipfel auf Bali sogar noch weiter. Er macht auch alle «Unterstützer» der Organisationen für den Anschlag in Istanbul mitverantwortlich. Konkreter wurde der 68-Jährige nicht. Die Türkei hat aber den USA in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, die YPG zu unterstützen.
«Wer die Terrororganisation unter dem Vorwand des Kampfes gegen den Islamischen Staat unterstützt, beteiligt sich auch am jüngsten Terroranschlag.» Das sagte Erdogan laut türkischer Kommunikationsdirektion.
Türkei geht militärisch gegen Kurden-Organisationen vor
Washington sieht die Miliz in dem Bürgerkrieg in Syrien als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Ankara hingegen als Ableger der PKK. Gegen beide geht die Türkei regelmässig militärisch vor.
Ankara blockiert zudem derzeit die Nato-Norderweiterung um Schweden und Finnland, auch wegen deren angeblicher Unterstützung der YPG. Man erwarte aufrichtige Unterstützung von allen «Freunden und Alliierten» im Kampf gegen den «Terror», so Erdogan laut Mitteilung.
Anschlag in Istanbul: Sechs Tote und mehr als 80 Verletzte
Auf der belebten Istanbuler Einkaufsstrasse Istiklal waren am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Der türkischen Polizei zufolge ist eine Hauptverdächtige aus Syrien festgenommen worden. Sie habe erklärt, ihren «Befehl» von der YPG erhalten zu haben.
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. YPG und PKK haben jegliche Beteiligung an dem Anschlag abgestritten. Auch in Teilen der türkischen Öffentlichkeit wird die offizielle Darstellung kritisch diskutiert.