Atom Zwist in Belgien: Todesgefahr oder «energiesicher und nachhaltig»?
Das Wichtigste in Kürze
- In Belgien herrscht in Bezug auf die Atomkraftwerke Unsicherheit.
- Innerhalb des Landes erkeimt die meiste Kritik.
- Menschen an der Grenze und die Nachbarländer werden dabei jedoch lauter.
Es sind nicht besonders viele. Doch es stehen an die hundert Menschen Schlange im Eupener Kommissariat. Sie wollen Anzeige gegen den belgischen Staat und die Kernkraftwerke Tihange und Doel erstatten, wie die Dpa berichtet. «Es geht um meine Zukunft, ich will hier in der Region weiterleben können», so eine Stimme vor Ort.
Seit Jahren in der Kritik
Von den beiden Kernkraftwerken Tihange (in der Nähe von Lüttich) und Doel (Grenze zu Holland) geht atomare Spreng-Gefahr aus. Das erkannte die belgische Regierung 2003 und beschloss auf Druck der Grünen den Atomausstieg bis 2025. Seit dem die Partei, die sich für den Umweltschutz einsetzt, nicht mehr nicht mehr viel zu sagen hat, schweigen sich Regierungsmitglieder über das Problem aus.
Anfang April bestätigte die belgische Regierung: Bis spätestens 2025 sollen alle sieben Atomkraftwerke abgeschaltet sein. Die N-VA, ihres Zeichens stärkste Partei von Belgien, sträubt sich aber dagegen. Ihre Vertreter werben für den Strom, welchen die Kraftwerke produzieren. «Erschwinglich, energiesicher und nachhaltig» sei dieser Weg.
Vom Strom abhängig
Tatsächlich ist Belgien jedoch abhängig von der grossen Menge an produzierter Energie. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums kommt mehr als die Hälfte des Stroms von den beiden Kraftwerken Tihange und Doel. Der Betreiber von Tihange, Engie Electrabel, sagte zu den 2014 entdeckten Rissen am Kernkraftwerk: «Die Risse sind nur marginal mechanischen Belastungen ausgesetzt. Sie haben keinen negativen Einfluss auf die strukturelle Unversehrtheit des Reaktorgefässes.»
Derweil äussert nicht nur Holland starke Kritik. Auch Deutschland rechne fest mit dem Atomausstieg Belgiens bis spätestens in sieben Jahren.