Attentat in Hanau (D): So kam der Schütze zu seinen Waffen

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Deutschland,

Am Donnerstag brachte Tobias R. (†43) in Hanau zehn Menschen um, bevor er von der Polizei selbst tot aufgefunden wurde. Der mutmassliche Täter war Sportschütze.

Hanau Attentat Schütze
Menschen in Frankfurt nehmen vor dem Einheitsdenkmal auf dem Paulsplatz vor der Paulskirche an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Anschlags in Hanau teil. Bei einem mutmasslich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag hat ein 43-jähriger Deutscher im hessischen Hanau mehrere Menschen und sich selbst erschossen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Tobias R. (†43) erschoss am Donnerstag in Hanau zehn Menschen und verletzte sechs weitere.
  • Die Polizei fand ihn danach in der Wohnung seiner Eltern tot auf.
  • Als Sportschütze kam er mit einer Waffenbesitzkarte legal zu seinen Waffen.

Der Schock in Deutschland und vor allem in Hanau sitzt tief: Am Mittwochabend kam es in der Stadt zu einem Blutbad. Der mutmassliche Täter Tobias R. (†43) erschoss zehn Menschen, sechs weitere wurden verletzt.

Bei den Todesopfern handelt es sich - mit Ausnahme der Mutter des Täters - um Menschen mit Migrationshintergrund. Die Polizei fand den Todesschützen später in der Wohnung seiner Eltern tot auf.

Waffen mit schneller Schussfolge

Tobias R. hat gemäss Generalbundesanwalt Peter Frank im Internet Videobotschaften veröffentlicht. Diese würden «neben wirren Gedanken und abstrusen Verschwörungstheorien» eine «zutiefst rassistische Gesinnung aufweisen».

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Das soll der Täter von Hanau (D) sein. Es handelt sich um den mutmasslich Rechtsextremen Tobias R. Hier spricht er in seinem Hass-Video auf Youtube. - Screenshot Youtube

Er soll bei der Tat eine oder mehrere Waffen mit einer sehr schnellen Schussfolge benutzt haben, berichtet «Bild». Doch wie kommt ein Mensch mit so wirren Ansichten überhaupt an Waffen?

Täter von Hanau war Sportschütze

Tobias R. war seit 2012 Mitglied des Schützenvereins Diana Bergen-Enkheim in Frankfurt. «Er war total unauffällig», wird Vereinspräsident Claus Schmidt von «Zeit Online» zitiert. «Es gab nicht den geringsten Hinweis auf Rassismus oder Fremdenhass». Im Verein gebe es mehrere Mitglieder mit Migrationshintergrund, dies sei kein Problem gewesen.

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Auch in anderen deutschen Städten wurde am Donnerstag den Opfern von Hanau gedacht. Wie etwa hier in München. - dpa

Sportschützen, die in Deutschland Waffen kaufen wollen, müssen älter als 18 Jahre sein und ein Bedürfnis nachweisen können. Wer zum Beispiel ein Jahr lang regelmässig in einem Sportschützenverein geschossen hat, erfüllt diese Bedingung. Danach folgt eine Prüfung der Sachkunde und der Eignung durch Polizei oder Waffenbehörde.

Legaler Kauf dank Waffenbesitzkarte

Zu den Ausschlusskriterien zählen etwa psychische Krankheiten oder eine Mitgliedschaft in einer extremistischen Vereinigung. Zudem klärt neuerdings der Verfassungsschutz ab, ob gegen die künftigen Waffenbesitzer etwas vorliegt. Wenn alles in Ordnung ist, erhält man eine sogenannte Waffenbesitzkarte. Diese muss vorgezeigt werden, bevor eine Waffe ausgehändigt werden darf.

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Der mutmassliche Täter hat legal mehrere Waffen besessen. - AFP

Auch Tobias R. habe so eine Karte gehabt. Laut der «Bild» soll er so in den Besitz von drei legalen Pistolen gekommen sein. Er sei der Polizei bisher nicht aufgefallen, auch nicht als fremdenfeindlich, sagte Hessens Innenminister. Auch bei einer letztjährigen routinemässigen Kontrolle der Behörden seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden.

Kontrolle von Waffenbesitzern schwierig

Wie kompliziert in Deutschland eine Kontrolle von Waffenbesitzern ist, zeigen auch andere rechtsextremistisch motivierte Mordanschläge in Hessen auf. Stephan E., der Tatverdächtige im Mord am Politiker Walter Lübcke, und Roland K., der einen Eritreer erschoss, waren ebenfalls Mitglieder von Schützenvereinen, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt.

Hanau Attentat Täter
Teilnehmer in Berlin gedenken der in Hanau getöteten Menschen bei einer Mahnwache am Brandenburger Tor. - dpa

Roland K. trat wie der Hanau-Täter nie negativ in Erscheinung und besass sechs legale Waffen. Stephan E. hingegen hatte gar keine Waffenbesitzkarte und besorgte sich die mutmassliche Tatwaffe auf illegalem Weg

5,4 Millionen Schusswaffen legal im Umlauf

Gemäss Deutschem Schützenbund gibt es landesweit 1,35 Millionen Mitglieder in Schützenvereinen. 5,4 Millionen Gewehre und Pistolen sind in Deutschland legal im Umlauf. Hinzu kämen Experten-Schätzungen zufolge weitere 20 Millionen illegale Waffen.

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