Der Ausbruch von fünf gefährlichen Verbrechern aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Portugal sorgt für Angst.
Die Mutter des toten Dreijährigen kommt für 33 Jahre ins Gefängnis.
Portugal: Bei den Ausbrechern handelt es sich um zwei Portugiesen, einen Briten, einen Argentinier und einen Georgier im Alter von 34 bis 63 Jahren. (symbolbild) - Keystone

Der Ausbruch von fünf als sehr gefährlich geltenden Schwerverbrechern sorgt in Portugal für Angst und Empörung. Vier Tage nach der filmreifen Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Vale do Judeus rund 70 Kilometer nördlich von Lissabon fehlt von den Männern im Urlaubsland noch jede Spur.

Justizministerin Rita Júdice versicherte, man setze bei der Suche «alle Mittel» ein. Seit Dienstag seien auch europäische Haftbefehle aktiv. Man könne nämlich nicht ausschliessen, dass einige der Geflüchteten Portugal bereits verlassen hätten, meinte die Ministerin im Interview des staatlichen Fernsehsenders RTP.

Bei den Ausbrechern handelt es sich um zwei Portugiesen, einen Briten, einen Argentinier und einen Georgier im Alter von 34 bis 63 Jahren, die unter anderem wegen Entführung, Erpressung und Drogenhandel zum Teil die in Portugal geltende Höchststrafe von 25 Jahren Haft absassen. «Wir haben es mit sehr gewalttätigen Menschen zu tun, die über eine enorme Mobilitätsfähigkeit verfügen. Diese Menschen werden alles tun, um frei zu bleiben», warnte der Chef der Kriminalpolizei, Luis Neves. «Menschenleben sind in Gefahr.»

Spanien verschärft Grenzkontrollen

Medien wie die Zeitungen «Público» und «Diario de Noticias» berichteten von einer grossen Sorge bei der Bevölkerung, die völlig gerechtfertigt sei. «Wir haben alle grosse Angst», sagte eine Nachbarin des Gefängnisses in der Gemeinde Alcoentre im Radiosender «Observador». Die spanische Polizei teilte mit, man habe bereits die Kontrollen an der Grenze verschärft.

Die Männer waren am Samstag am helllichten Tage während der Besuchszeit entkommen, indem sie unter anderem zwei sehr hohe Mauern überwanden. Sie bekamen dabei Hilfe von aussen. Drei vermummte Personen hätten den Flüchtenden von aussen unter anderem eine circa sechs Meter lange Leiter und Fluchtfahrzeuge zur Verfügung gestellt, so die Behörden.

Filmreife Flucht über hohe Mauern blieb über eine Stunde lang unbemerkt

Die Flucht wurde nach amtlichen Angaben zum Teil von den rund 200 Gefängniskameras gefilmt, die aber zu dem Zeitpunkt nur von einem einzigen Wächter beobachtet worden seien. Auch deshalb sei die Abwesenheit der Ausbrecher erst nach über einer Stunde aufgefallen. Zudem sei der Elektrozaun des Gefängnisses seit Langem deaktiviert gewesen, weil der Betrieb die Beleuchtung des Gefängnisses beeinträchtigt habe, hiess es.

Medienkommentatoren beklagten unisono ein «komplettes Versagen des Staates», die Gewerkschaft der Gefängniswächter machte die «Sparwut» und Personalmangel für die Flucht verantwortlich. Ministerin Júdice räumte schwere Fehler ein, die nicht zu entschuldigen seien. Sie entliess am Dienstag zwei Chefs des Vollzugswesens und ordnete eine dringende Untersuchung der Situation in allen 49 Gefängnissen des Landes an.

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