Auszubildender soll von Firma vor Abschiebung gerettet werden

Florian Stuber
Florian Stuber

Grönland,

Ein Auszubildender aus Pakistan soll abgeschoben werden – seine Firma wehrt sich dagegen auf Facebook.

Auszubildender Anis
Anis, Auszubildender bei NFC Mahler, soll abgeschoben werden. - Facebook/NFC Mahler GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Auszubildende Anis soll in seine frühere Heimat Pakistan abgeschoben werden.
  • Sein Arbeitgeber will das Urteil nicht hinnehmen und bittet auf Facebook um Hilfe.
  • Über 45'000 Personen haben den Post bis heute geteilt.

Seit knapp zwei Jahren arbeitet Anis als Auszubildender bei der NFC Mahler GmbH in Friedrichstal (D). Nun könnte aber bald damit Schluss sein. Dem jungen Pakistani droht nämlich die Abschiebung in seine frühere Heimat. Das schreibt die Autowerkstatt auf ihrer Facebook-Seite.

Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Karlsruhe entschied zu seinen Ungunsten. Zuvor hatten bereits die ersten beiden Instanzen gegen ihn entschieden. Der Entscheid der dritten Instanz lässt sich nicht weiterziehen.

Auszubildender wegen Religionszugehörigkeit geflohen

Der junge Mann war 2014 aus Pakistan geflohen, weil er Anhänger der muslimischen Glaubensgemeinschaft Ahmadiyya ist. Angehörige werden in Pakistan von fanatischen Gruppierungen verfolgt, gefoltert und zum Teil sogar umgebracht.

Nachdem er in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht wurde, machte er einen Deutschkurs und einen Hauptschulabschluss. Anschliessend absolvierte er verschiedene Praktika, bis er schliesslich bei NFC Mahler landete.

Auszubildender von allen geschätzt

Dort war man mit ihm ausserordentlich zufrieden. Das Unternehmen bezeichnet ihn als «besten und fähigsten Auszubildenden». Von allen wurde er offenbar sehr geschätzt. So sehr, dass NFC Mahler ihm anderthalb Jahre vor seinem Ausbildungsende «seine Weiterbeschäftigung nach Bestehen der Abschlussprüfung garantiert».

Nun muss er aber wahrscheinlich wieder zurück – laut Gerichtsurteil bereits Mitte September.

Firma nicht informiert

Das Unternehmen zeigte sich bestürzt: «Wir sind total überrascht, fassungslos, traurig, wütend und ohnmächtig.» Die Firma wusste nämlich bis zum Urteil gar nichts von den Problemen mit der Justiz. Anis wollte «seinen Arbeitgeber nicht mit seiner Geschichte belasten». Damit konfrontiert, entschied sich das Unternehmen für einen Hilferuf auf Facebook.

«Dieses Urteil wollen, können und werden wir nicht einfach so hinnehmen», erklärte die Werkstatt. Sie wollen mit Anis zusammen «kämpfen» und zitieren Bertolt Brecht: «Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!»

Grosses Echo auf Facebook

Und der Hilferuf vom vergangenen Freitag stiess auf grossen Anklang: Mittlerweile haben über 10'000 Personen den Post kommentiert, über 45'000 Mal wurde er geteilt. Und die «Badischen Neuesten Nachrichten» griffen den Fall auf.

Heute Montag legte Alexander Meinzer, Geschäftsführer der Mahler Unternehmensgruppe, nach. Er bedankte sich für die grosse Anteilnahme, kritisierte aber auch das «Diskussionsniveau im Kommentarbereich».

Wie die Geschichte ausgeht, ist nicht klar, Meinzer zeigte sich aber optimistisch: «Schon heute wird klar, dass es weitere Möglichkeiten gibt, die hoffentlich auch greifen werden.»

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