Baerbock in Kiew: «Sehr tapferes Land»
Am Dienstag reiste Annalena Baerbock nach Kiew. Vor Ort informierte sie sich über die Lage und zeigte sich beeindruckt vom Mut der Ukraine.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist kein deutsches Kabinettsmitglied nach Kiew gereist.
- Aussenministerin Annalena Baerbock hat dies nun geändert.
- Sie informierte sich bei ihrem Besuch unter anderem über die Lage im Vorort Butscha.
Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock ist am Dienstag als erstes deutsches Kabinettsmitglied seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine in die Hauptstadt Kiew gereist.
Baerbock informiert sich vor Ort in Kiew
Die Grünen-Politikerin informierte sich zu Beginn ihres Besuches über die Lage im Vorort Butscha, wo nach dem Abzug der russischen Truppen mehr als 400 Leichen gefunden worden waren.
Die Ministerin wurde von der ukrainischen Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa begleitet. Am Nachmittag war unter anderem ein Gespräch Baerbocks mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba geplant.
Bei einem Besuch in dem schwer zerstörten Kiewer Vorort Irpin zeigte sie sich beeindruckt vom Mut der Ukrainer im Kampf gegen die russische Aggression. «Sie sind ein sehr tapferes Land, und alles, was wir tun können ist, an Ihrer Seite zu stehen», sagte Baerbock am Dienstag.
Irpins Bürgermeister Olexander Markuschyn sagte bei dem Treffen mit Baerbock, dass viele Minenräumer in Zukunft gebraucht würden - auch für die Gebiete im Osten der Ukraine. Nach dem Abzug der russischen Truppen sind nach Darstellung des Bürgermeisters inzwischen wieder 25 000 Menschen in die Stadt zurückkehrt, 5000 waren es demnach zur Zeit der russischen Besatzung. 2000 Wohnungen und 35 Hochhäuser seien zerstört worden durch russische Angriffe.
Hoher Preis für Sieg bezahlt
«Irpin hat einen hohen Preis für den Sieg bezahlt», sagte Markuschyn. Er hatte der russischen Armee nach deren Abzug schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. Es seien Zivilisten erschossen, Frauen vergewaltigt und Wohnungen geplündert worden.
Die Ministerin wollte zudem die seit Mitte Februar geschlossene deutsche Botschaft in Kiew wiedereröffnen. Die letzten entsandten Mitarbeiter der Botschaft waren am 25. Februar nach Polen ausgereist und hatten teils von dort und teils von Berlin aus weitergearbeitet.
Deutsche Botschaft wird wiedereröffnet
Deutschland ist eines der letzten westlichen Länder, das die Wiedereröffnung seiner Botschaft in Kiew ankündigt. Die deutsche Botschaft in Kiew wurde am Dienstag anlässlich des Besuchs von Aussenministerin Baerbock wiedereröffnet. Am Sonntag hatten die USA und Kanada die Rückkehr von Botschaftsmitarbeitern verkündet.
Davor waren bereits Vertretungen der EU, Frankreichs, Italiens, Grossbritanniens, Österreichs und anderer Staaten in Kiew wieder eröffnet worden. Aus der Gruppe der G7-Staaten der führenden demokratischen Industrienationen fehlt nur noch Japan, das die Wiedereröffnung seiner Botschaft noch nicht angekündigt hat.