Banksy narrt den Kunstmarkt und erklärt warum
Das Wichtigste in Kürze
- Streetartkünstler Banksy hat sein Werk zerstört, nachdem es versteigert wurde.
- Der Künstler wehrt sich gegen eine Kommerzialisierung seiner Kunst.
- Gerüchten zufolge soll der unbekannte Künstler bei der Auktion gar anwesend gewesen sein.
Das Bild des Street-Art-Künstlers Banksy hat sich kurz nach seiner Versteigerung in London selbst zerstört. Kaum war das Werk am Freitagabend für umgerechnet knapp 1,37 Millionen Franken verkauft worden, schredderte es sich durch den Rahmen. Übrig blieb nur der obere Teil des Bilds, der Rest hing in Streifen herunter.
Schredder schon vor Jahren in Rahmen eingebaut
Banksy, dessen wahre Identität unbekannt ist, teilte zuerst ein Foto dieser Szene auf Instagram und kommentierte mit der Auktionsformel: «going, going, gone», auf Deutsch: «zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten». Ein Wortspiel, denn wörtlich bedeutet «gone» eigentlich einfach «fort».
Später postete der Künstler ein Video, auf dem zu sehen ist, wie eine vermummte Person Teile eines Schredders in einen Bilderrahmen setzt. «Vor ein paar Jahren baute ich heimlich einen Schredder in ein Gemälde», heisst es in einem eingeblendeten Text. «Falls es jemals versteigert werden sollte.»
Bei dem geschredderten Bild handelt es sich um eines der berühmtesten Banksy-Motive. Das Mädchen mit Ballon erschien zuerst als Wandgemälde in London. Das nun zerstörte Bild, auf Leinwand gesprüht, stammt aus dem Jahr 2006. Banksy kommentierte sein Erklär-Video mit einem angeblichen Picasso-Zitat: «Der Drang zu zerstören, ist auch ein kreativer Drang.»
Hat das Werk nun an Wert gewonnen?
Das Auktionshaus bezeichnete den Vorfall als «unerwartet». Doch es gibt Zweifel an dieser Darstellung. Kann das wirklich alles ohne das Zutun der Sotheby's-Mitarbeiter geschehen sein? Das Fachblatt «The Art Newspaper» hält es nicht für ausgeschlossen, dass Sotheby's-Mitarbeiter ihre Finger im Spiel hatten.
In einer Mitteilung zeigte sich Sotheby's amüsiert. «Es sieht so aus, als seien wir gerade gebanksyd worden», sagte Alex Branczik, Kunst-Experte bei Sotheby's. Mit der Aktion sei Geschichte geschrieben worden.
Der «Financial Times» sagte er, Sotheby's sei im Gespräch mit dem überraschten Käufer, der sein Gebot per Telefon abgegeben hatte. Sollte es ihn tatsächlich geben, könnte er möglicherweise sogar erfreut sein: Medien spekulierten, der Wert des Werks könnte sich durch die Aktion erheblich erhöht haben.
Das sieht auch Sotheby's-Experte Branczik so: «Man könnte argumentieren, dass das Werk jetzt einen höheren Wert hat.» Das Schreddern sei nun integraler Teil des Kunstwerks. «Wir versuchen gerade herauszufinden, was dies im Zusammenhang mit Auktionen bedeutet», sagte Branczik.
War Banksy bei der Auktion im Raum?
Die Diskussionen gehen in der Zwischenzeit weiter: War Banksy möglicherweise selbst vor Ort und drückte den Auslöser? Unter den Gästen der Auktion machten angeblich Gerüchte über einen mysteriösen Mann mit Sonnenbrille und Hut die Runde, der kurz nach dem Vorfall in eine Rangelei mit Sicherheitskräften verwickelt gewesen sein soll.
Kampf gegen die Kommerzialisierung
Der aus Bristol stammende Street-Art-Künstler Banksy ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Werke. Im Jahr 2015 machte er Furore mit einer Installation mit dem Titel «Dismaland», einem gruseligen Anti-Freizeitpark an der englischen Küste. Vergangenes Jahr eröffnete er in Betlehem ein Hotel, das mit der «schlechtesten Aussicht der Welt» wirbt: dem Blick auf die Trennmauer zwischen Israel und dem Westjordanland.
Ein Werk Banksys zeigt Menschen bei einer Kunstauktion, wo die gerahmten Worte versteigert werden: «Ich kann nicht glauben, dass ihr Idioten diesen Mist tatsächlich kauft.» Auch dieses Werk kam bei Sotheby's unter den Hammer. Banksy ist jedoch für seine Abneigung gegenüber einer Kommerzialisierung seiner Kunst bekannt. So lehnt er beispielsweise Ausstellungen seiner Werke ab.