Bei Iveco und Fiat: Hunderte Anzeigen nach Diesel-Razzia
Wegen Betrugsverdacht erhielten Fiat und Iveco Besuch von Diesel-Ermittlern. Hunderte Fahrzeugbesitzer erstatten nun Anzeige gegen die Autobauer.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen Betrugsverdacht bekamen Fiat und Iveco Besuch von Diesel-Ermittlern.
- Hunderte Fahrzeugbesitzer erstatten Anzeige gegen die Auto-Hersteller.
- Bei den Ermittlungen geht es um Abschalteinrichtungen in der Abgasreinigung.
Nach etlichen anderen Herstellern bekamen im Juli auch Fiat Chrysler und Iveco Besuch von Diesel-Ermittlern. Die Staatsanwaltschaft geht einem Betrugsverdacht nach. Inzwischen sehen sich auch viele Fahrzeugbesitzer getäuscht.
Drei Monate nach der Diesel-Razzia bei Fiat Chrysler (FCA) und Iveco haben Hunderte Fahrzeugbesitzer Anzeige gegen die beiden Hersteller erstattet. Rund 300 lägen inzwischen vor, regelmässig gingen zudem noch weitere ein, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main der Deutschen Presse-Agentur mit. In etwa 90 Prozent der Fälle gehe es um Wohnmobile.
Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht des Betruges mit sogenannten Abschalteinrichtungen in der Abgasreinigung. Im Juli durchsuchten Ermittler FCA Deutschland in Frankfurt, Iveco in Ulm sowie weitere Objekte in Italien und der Schweiz. Neun Beschuldigte stehen weiterhin im Fokus zu dem die Nutzfahrzeugmarke Iveco gehört. Darunter drei Verantwortliche von Fiat Chrysler sowie sechs des Schwesterkonzerns CNH Industrial.
Auch Jeep und Alfa Romeo betroffen
Die Ermittler hatten Käufer der unter Verdacht stehenden Fahrzeuge aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden. Sie sollten Verträge und Bescheinigungen vorlegen. Die beiden Konzerne haben betont, mit den Behörden zu kooperieren.
Ausser um Fiat- und Iveco-Fahrzeuge geht es auch um die FCA-Marken Alfa Romeo und Jeep. Welche Modelle aus den Jahren 2014 bis 2019 konkret betroffen sein sollen, hatte die Staatsanwaltschaft nicht mitgeteilt. Die genannten Motoren mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken in ganzen Fahrzeugreihen von Fiat, Jeep und Alfa-Romeo. Vom Kleinwagen bis zum Transporter und zudem auch in Modellen von Iveco.
Nach Angaben der Ermittler sind in Deutschland mehr als 200'000 Fahrzeuge betroffen, darunter viele Sonderformen wie eben Wohnmobile. In allen soll eine Technik stecken, die dafür sorgt, dass Grenzwerte für den Stickstoffdioxid-Ausstoss nur auf dem Prüfstand eingehalten werden.
Fall Iveco von Staatsanwaltschaft Stuttgart übernommen
«Fahrzeuge mit einer derartigen Abschalteinrichtung sind auf dem gemeinsamen Markt nicht genehmigungsfähig, weswegen Kunden Fahrverbote oder Stilllegungen drohen.», Dies hatte die Staatsanwaltschaft damals erläutert.
Den aktuellen Angaben der Behörde zufolge sind seither vereinzelt auch Anzeigen eingegangen, die nichts mit den Ermittlungen zu tun haben. Bei Anzeigen von Gebrauchtwagenkäufern etwa lasse sich nicht nachweisen, dass der Händler von den mutmasslichen Manipulationen wusste.
Zudem hätten diese Käufe nicht zu einer Bereicherung des FCA-Konzerns geführt. Andere Fälle wiederum beträfen Dieselmotoren aus US-Produktion, die in den Modellen Lancia Voyager und Jeep Wrangler steckten. Bei denen gebe es bislang keine hinreichend gesicherten Erkenntnisse für eine Abschalteinrichtung.
Im Fall Iveco hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Ermittlungen übernommen. Sie wollte sich nicht zum aktuellen Stand äussern.