Berliner Polizei fahndet nach «männlich gelesenen» Tätern
Die Berliner Polizei sucht nach drei «männlich gelesenen» Personen. Wegen der Gender-Sprache stehen die Behörden in der Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- In Berlin werden drei Personen wegen eines homophoben Angriffs gesucht.
- Die Polizei beschreibt die Verdächtigen als «männlich gelesen» – und wird kritisiert.
- Sie begründet die Formulierung mit den gesellschaftlichen Erwartungen.
Die Berliner Polizei steht aktuell in der Kritik. Grund dafür: eine Formulierung in einer Fahndungsbeschreibung.
Gesucht werden drei «bislang unbekannte Männer», schreibt die Berliner Polizei. Sie sollen Ende Juni einen Mann homophob beleidigt und körperlich angriffen haben. Als das Opfer flüchten wollte, stürzte es, die Täter traten auf den 32-Jährigen ein und stahlen seine Tasche. Die Verdächtigen sind laut Beschreibung der Polizei: circa 17 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter gross, dunkelhaarig und «männlich gelesen».
Wegen der letzten Beschreibung folgt nun der Aufschrei. Die «Bild»-Zeitung schreibt von «Woke-Alarm». Auf den veröffentlichten Bildern sind drei Personen zu sehen, die mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit Männer sind. Doch weshalb diese Formulierung?
Ein Polizeisprecher sagt gegenüber dem «Tagesspiegel», dass die Formulierung auf einer Einzelfallentscheidung der Zentralstelle Hasskriminalität basiere. Der «sensible Umgang mit Geschädigten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit» gehöre dort zur täglichen Arbeit.
Der «sensible Sprachgebrauch» orientiere sich «an den gesellschaftlichen Erwartungen an eine moderne und empathische Polizei». Zudem würde dies zur hohen Akzeptanz der Polizeiarbeit in der queeren Community beitragen. Und das führe zu einem merkbar verbesserten Anzeigeverhalten.
Kritik an der Formulierung von der Polizei-Gewerkschaft
Benjamin Jendro, Sprecher der Polizei-Gewerkschaft, kritisiert die Formulierung auf Twitternachfolger X: Er könne es auch nicht so ganz nachvollziehen, weshalb es in der Personenbeschreibung so geschrieben worden sei. Man vertraue darauf, dass sich jeder anhand der Aufnahmen ein Bild der gesuchten Personen machen könne. Er befürchtet, dass potentielle Zeugen von einer Meldung absehen könnten, weil sie die Person anders lesen würden.
Gegenüber der «Bild» bezeichnet der Vorsitzende der Polizei-Gewerkschaft die Formulierung als «kontraproduktiv». Rainer Wendt sagt: «Eine Pressestelle sollte sich auf das Fachliche beschränken und das Ideologische weglassen.»