Brexit: Auch Johnson-Berater Cummings geht
Brexit-Verfechter Dominc Cummings tritt zurück. Der Wechsel kommt zu einer schwierigen Zeit: Boris Johnson muss wichtige Entscheidungen zum Brexit treffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Boris Johnsons Berater Dominic Cummings tritt zurück.
- Zuvor war ein weitere Brexit-Verfechter, Lee Cain, ebenfalls zurückgetreten.
- Dem britischen Premierminister stehen schwere Entscheidungen bevor.
Die personellen Turbulenzen in der Machtzentrale des britischen Premiers Boris Johnson haben sich weiter verstärkt. Der einflussreiche britische Regierungsberater Dominic Cummings verliess am Freitagabend mit einem grossen Pappkarton in den Händen die Downing Street. Das war auf Fotos und Videos britischer Medien zu sehen.
Er werde seinen Posten mit sofortiger Wirkung verlassen, schrieb die BBC. Auch Johnsons Kommunikationschef Lee Cain hatte in dieser Woche gekündigt. Für das engste Umfeld des Premiers bedeutet das eine gewaltige Umwälzung. Und möglicherweise die Chance zur Neuausrichtung bei den Verhandlungsgesprächen zum Brexit.
Mehrere Medien berichteten unter Berufung auf ungenannte Quellen, Cummings werde noch bis Mitte Dezember weiter für die Regierung tätig sein. Nach einem Tweet von BBC-Reporterin Laura Kuenssberg allerdings nur noch von zu Hause an einzelnen Projekten.
Nach einem Machtkampf verschiedener Lager hatten hochrangige Regierungsquellen der BBC verraten, Cummings werde «vor Weihnachten» seinen Posten aufgeben. Der 48-Jährige selbst hatte dies am Freitag zunächst nur indirekt bestätigt – und auf einen seiner früheren Blogbeiträge verwiesen.
Brexit: Cummings als Strippenzieher
Seine im Januar auf dem Blog erklärte Position habe sich nicht geändert. In dem Beitrag hatte Cummings geschrieben, er hoffe, sich bis Ende 2020 «weitgehend überflüssig» zu machen. Letztlich kam sein Rückzug nun schneller als gedacht.
Cummings galt als Strippenzieher im Regierungssitz. Er und Lee Cain gehören zu den mächtigen Brexiteers. Sie halten den EU-Austritt Grossbritanniens für eine historische Errungenschaft und gaben den Ton in der Downing Street an. Cummings hatte seinen engen Verbündeten Cain als Stabschef installieren wollen.
Das sorgte jedoch für massiven Gegenwind in der Partei und darüber hinaus. Am Mittwoch kündigte Cain daraufhin überraschend. Er und Cummings sind Weggefährten Johnsons aus dem Wahlkampf vor dem Referendum zum Brexit im Jahr 2016. Damals hatten die Briten knapp für einen Austritt aus der EU gestimmt.
Brexit: Wichtige Entscheidungen für Boris Johnson
Ein Regierungssprecher erklärte am Freitag, die Position der Regierung im Blick auf die Brexit-Handelspakt-Gespräche mit der EU bleibe unverändert. Beobachter hatten zuvor gemutmasst, mit dem Abgang Cummings könnte Downing Street kompromissbereiter werden. Mehrere Abgeordnete der konservativen Tory-Partei, der Johnson vorsteht, begrüssten die Neuigkeiten und bezeichneten sie als Chance für einen Neustart.
Das Timing des Personalkarussells ist denkbar schlecht: Nicht nur muss Premier Boris Johnson gegen besorgniserregend hohe Corona-Zahlen ankämpfen. Er muss auch entscheiden, ob er mit oder ohne Handelspakt mit der EU, aus der EU ausscheiden will.