Briten-Chaot (41) heult vor Gericht – 20 Monate Haft
Das Wichtigste in Kürze
- Drei kleine Mädchen starben bei der Messerattacke in Southport.
- Seither kommt es in englischen Städten immer wieder zu rechtsextremen Ausschreitungen.
- Nau.ch hält dich im Ticker auf dem Laufenden.
Rechtsextreme Ausschreitungen in England und Nordirland halten das Land seit Tagen in Atem. Dabei kam es zu Angriffen auf Sicherheitskräfte, Asylbewerber-Unterkünfte und Moscheen. Mit dem Nau.ch-Ticker bleibst du auf dem Laufenden.
17.48: Der britische Premierminister Keir Starmer droht Randalierern angesichts befürchteter neuer Ausschreitungen in Dutzenden Städten mit schweren Strafen. «Wenn Sie auf unseren Strassen oder im Internet gewalttätige Unruhen provozieren, werden Sie mit der vollen Härte des Gesetzes konfrontiert», schrieb der neue Regierungschef bei X.
Landesweit könnte es an mehr als 100 Orten, darunter in der Hauptstadt London, bei einem «Big Day» Proteste und womöglich Ausschreitungen geben, berichteten britische Medien unter Berufung auf Aufrufe in sozialen Medien. Auch rund 30 Gegenproteste waren geplant. Daran wollten sich vereinzelt auch Parlamentsabgeordnete beteiligen.
An einigen Orten verrammelten Ladeninhaber ihre Geschäfte und Restaurants. Mehrere Länder, darunter China, Indien und Australien, mahnten ihre Bürger zur Wachsamkeit in Grossbritannien.
17.37: Vor Gericht werden im Zuge der Ausschreitungen am Mittwoch mehrere Personen verurteilt. Einem 41-Jährigen wurden wegen gewalttätigem und rassistisch motiviertem Verhalten 20 Monaten Gefängnis gegeben. Bei seiner Verurteilung weinte er.
Der Mann warf in Liverpool vor vier Tagen Steine in Richtung Polizei, wie diese auf ihrer Webseite schreibt.
Schon in der Vorwoche kam es zu Tränen, als Berichten zufolge zwei Männer ihre Taten vor Gericht gestanden.
Dutzende weitere Personen müssen nach den Ausschreitungen vor Gericht antraben. Mehrere hundert Menschen wurden insgesamt festgenommen.
14.39: Die Frau eines Tory-Politikers ist wegen des Verdachts auf Rassenhass verhaftet worden. Zuvor hatte die Kinderbetreuerin Lucie Connolly auf X dazu aufgerufen, Migranten-Hotels anzuzünden.
«Massendeportationen jetzt, zündet von mir aus alle f***ing Hotels an», schrieb sie auf Social Media. Den Post soll sie laut «Mirror» in den Stunden nach dem Messerangriff auf die Mädchen verfasst haben.
«Ich fühle mich körperlich krank, wenn ich weiss, was diese Familien jetzt ertragen müssen», so Connolly. Und fügt hinzu: «Wenn mich das zu einem Rassisten macht, dann soll es so sein.»
Ihr Ehemann beteuert gegenüber «BBC», seine Frau sei keine Rassistin, sondern kümmere sich um Kinder aus Somalia und Bangladesch. Ihr Beitrag auf X sei ein «dummer, spontaner Tweet aus Frustration, den sie schnell wieder gelöscht hat».
Erste Randalierer verurteilt
13.51: Wenige Tage nach Beginn schwerer rechtsextremer Ausschreitungen in Grossbritannien hat ein Gericht in einer ersten Entscheidung Haftstrafen gegen Randalierer verhängt.
Ein 58 Jahre alter Mann muss für drei Jahre ins Gefängnis, wie der Liverpool Crown Court entschied. Er hatte sich an Ausschreitungen in der nordwestenglischen Stadt Southport beteiligt und einem Polizisten ins Gesicht geschlagen. Ein 29-Jähriger wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er bei Krawallen in Liverpool ein Polizeifahrzeug angezündet hatte.
Engländer gehen aus Angst nicht mehr zur Arbeit
11.45: Wegen der befürchteten Krawalle bleiben am Mittwoch in England zahlreiche Pubs und Läden zu. Zum Beispiel der Pub Nags Head in Walthamstow bei London. In Barnsley und Brompton haben sich Coiffeursalons und Cafés dagegen entschlossen, ihre Türen zu öffnen.
Ein italienisches Restaurant in Sunderland im Nordosten von England bleibt ebenfalls geschlossen. Laut «Daily Mail» erklärt der Betrieb, man wolle «nicht das Risiko eingehen, in gewalttätige Ausschreitungen verwickelt zu werden».
Aufgrund der erwarteten Krawalle bleiben einige Angestellte zu Hause, statt ins Büro zu gehen. Ein Anwalt aus Bristol sagt zu «BBC Breakfast»: «Man hat mir geraten, von zu Hause aus zu arbeiten, weil mein Büro genau dort liegt, wo die Proteste beginnen.»
9.21: Die britische Polizei bereitet sich laut Medien auf massive rechtsextreme Krawalle vor. An 30 Orten, darunter in der Hauptstadt London, werde am «Big Day» Medienberichten zufolge mit Protesten und womöglich Ausschreitungen gerechnet.
6000 Polizistinnen und Polizisten sollen einsatzbereit sein. Doch es gibt Zweifel, ob das ausreichen wird.
Die Strafverfolgungsbehörden setzten zudem auf Abschreckung: Von den mehr als 400 festgenommenen Randalierern wurden bereits etwa 100 angeklagt. Laut Justizstaatssekretärin Heidi Alexander sollen von nächster Woche an mehr als 560 zusätzliche Plätze in Gefängnissen geschaffen werden.
Das ist der Hintergrund
Die rechtsextremen Krawalle begannen nach einer Messerattacke auf einen Tanzkurs in Southport nahe Liverpool am vorvergangenen Montag. Bei dieser wurden drei kleine Mädchen getötet und weitere Menschen verletzt.
Im Internet wurden danach Falschmeldungen verbreitet, wonach der Angreifer ein Asylbewerber mit muslimischem Namen gewesen sein soll. Die Polizei widerspricht dem. Es handelte sich demnach um einen in Grossbritannien geborenen 17-Jährigen, dessen Eltern aus Ruanda stammen. Das Motiv für die Tat ist unklar.