Charles Bowman: Brexit-Whitepaper ist enttäuschend
Der Lord Mayor der City of London ist enttäuscht von den Plänen der britischen Regierung für die künftigen Beziehungen zur Europäischen Union nach dem Brexit.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chef-Lobbbyist Grossbritanniens ist mit den Brexit-Verhandlungen nicht zufrieden.
- Er hofft noch auf Vereinbarungen zum gegenseitigen Marktzugang.
Charles Bowman, der Lord Mayor der City of London, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sei froh, dass die britische Regierung überhaupt eine Verhandlungsgrundlage vorgelegt hat. Er hoffe, dass sich im Laufe der weiteren Brexit-Gespräche Vereinbarungen treffen lassen, die doch noch den gegenseitigen Marktzugang ermöglichen. «Es ist in Europas Interesse, in unserem Interesse und im weltweiten Interesse, hier Lösungen zu finden, die Stabilität schaffen», betonte Bowman.
Den jüngsten Plänen von Premierministerin Theresa May zufolge soll Grossbritannien künftig eine Freihandelszone mit der EU für Waren, aber nicht für Dienstleistungen bilden. Damit würden etwa britische Banken oder Versicherer das Recht verlieren, ihre Produkte ohne Weiteres auf dem Kontinent zu verkaufen.
Lord of Mayor ist Chef-Lobbyist
Der Lord Mayor ist das formelle Oberhaupt der City of London, wo ein erheblicher Teil der britischen Finanz- und Dienstleistungsbranche konzentriert ist. Vom Amt eines Bürgermeisters im Mittelalter hat sich die Rolle zu der eines Chef-Lobbyisten gewandelt.
Den grossen Exodus aus dem Finanzdistrikt erwartet Bowman, der auch Partner bei den Wirtschaftsberatern von PwC ist, trotz des möglichen Verlusts des EU-Marktzugangs nicht. Bislang seien 1600 Jobs abgewandert. Auf Grundlage jüngster Umfragen rechnet er insgesamt mit 5000 bis 13 000 Arbeitsplätzen, die der britischen Finanzbranche wegen des Brexits verloren gehen. Er glaube nicht, dass London als globales Finanzzentrum in Gefahr ist, sagte der Lord Mayor.