Ciao Biene: Italien nimmt Abschied von der Ape

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Deutschland,

Von Europas Strassen verschwindet ein weiterer Klassiker. Die Produktion der Ape, Italiens legendärem Kleintransporter wird nach Indien verlegt.

Auf Indiens Strassen machen die Ape den Tuk-Tuks jetzt schon Konkurrenz. (Archivbild)
Auf Indiens Strassen machen die Ape den Tuk-Tuks jetzt schon Konkurrenz. (Archivbild) - Dirk Godder/dpa

Sie lärmt. Sie knattert, sie ächzt, sie schneckelt vor sich hin. Anders gesagt: Sie kann eine ziemliche Nervensäge sein. Was jeder bezeugen kann, der im Urlaub auch nur ein einziges Mal versucht hat, auf einer der engen italienischen Strassen an ihr vorbeizukommen. Und doch ist der Herzschmerz gross, wenn es in diesen Tagen heisst, von der Ape Abschied zu nehmen.

Zum Jahresende läuft im toskanischen Stammwerk des Herstellers Piaggio nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert das letzte Modell vom Band. Künftig wird nur noch in Indien produziert – und auch nur noch für Asien und Afrika, nicht mehr für Europa. So schliesst sich ein weiteres Kapitel Autogeschichte.

Nach dem VW-Käfer und der Ente von Citroën erwischt es nun die Ape (auf Deutsch: Biene). Die Zeiten, in denen Autos wie Tiere heissen, sind bald wohl endgültig Vergangenheit.

Eine Vespa mit Ladefläche

Wobei: Auto ist ein grosses Wort. Eigentlich war die Ape nur die Weiterentwicklung der Vespa (Wespe), des italienischen Motorrollers. Die erste Ape lief 1948 vom Band – zwei Jahre, nachdem die erste Vespa herausgekommen war.

Ape
Arrivederci, Ape: Italien trauert um die «Biene». - Keystone

Entwickelt wurde beides von Firmengründer Enrico Piaggio und dem Ingenieur Corradino D'Ascanio. Im Grunde war die Ape ein Roller auf drei Rädern, mit Fahrerkabine und Ladefläche.

Die Idee, ein richtiges Lenkrad einzubauen, gab man bald wieder auf. Es blieb beim Lenker mit zwei Griffen: einer links, einer rechts. Der Komfort war gleich null.

Einfachheit als Stärke

Zwei Klappfenster, kein Radio, keine Heizung, ein Motor von anfangs nur 50 Kubik. Mehr als Tempo 40 war nicht drin. Dafür konnte sie mehr als 200 Kilogramm Lasten transportieren – ideal für die Arbeit auf den Feldern oder in den Weinbergen und auch um die Ware dann auf den Markt zu bringen.

Die Ape war billig, schlicht und kaum kaputtzukriegen. Mehr brauchte es in den Nachkriegsjahren nicht.

Der Autohistoriker Giorgio Sarti sagt: «Auto und Lastwagen waren zu teuer, gerade für kleine Unternehmen. Die Ape war die perfekte Lösung». Sie blieb das über Jahrzehnte.

Vom Nutzfahrzeug zum Kultobjekt

Vor allem in Italiens Süden sieht man heute noch Modelle aus den 1960er- und 1970er Jahren, die zuverlässig ihre Dienste tun. Mit einigermassen handwerklichem Geschick lässt sich die Ape reparieren.

Immer wieder gab es sie auch in Sonderausstattungen: Der deutsche Papst Benedikt XVI. (1927–2022) bekam einst ein Apamobil ganz in weiss.

Aus Grossstädten wie Rom oder Mailand ist die Ape inzwischen weitgehend verschwunden – meist findet man sie dort nur noch in der Nachbarschaft von Märkten. Gern wird sie jetzt aber zur Werbung benutzt.

Die Zukunft der Ape

Künftig baut Piaggio sein Dreirad jedoch nur noch in Indien – weil die Umweltauflagen der EU zu streng sind und wahrscheinlich auch, weil der Markt in Europa inzwischen zu klein ist.

Im bevölkerungsreichsten Land der Welt mit seinen mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern wird die Ape bereits als Elektro-Modell hergestellt und auch mit einem Antrieb aus Erdgas. Heute schon machen die Italo-Transporter den Tuk-Tuks Konkurrenz.

In Italien trösten sie sich einstweilen damit, dass noch einige Hundert Restposten made in Italy verkauft werden. Und mit dem Wissen um den legendärsten aller italienischen Kleinwagen, den Fiat 500.

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Kommentare

User #4529 (nicht angemeldet)

In Süditalien, wie zum Beispiel in Apulien gehören sie noch zum Straßenbild und wahrscheinlich noch lange. Sind sie doch unverzichtbar, wie zum Beispiel Mobilar zu transportieren. Kein anderer Kleintransporter kann diese Enge bewältigen. Also auf ein noch langes Leben!!!

User #3335 (nicht angemeldet)

Und wieder eine Schwächung von Kleinfirmen. Sollen die jetzt eine teure E-Biene kaufen?

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