Clemens Tönnies reagiert auf Vorwürfe nach Ausbruch des Coronavirus
Das Wichtigste in Kürze
- In einer Tönnies-Fleischerei kam es zum Ausbruch des Coronavirus.
- Über 1000 Angestellte sind infiziert.
- Chef Clemens Tönnies reagiert auf die harsche Kritik.
Über 1000 infizierte Mitarbeiter, der Betrieb für 14 Tage eingestellt, 7000 Menschen im Kreis Gütersloh in Quarantäne: Der Fleischproduzent Tönnies in Nordrhein-Westfalen erlebt nach dem neusten Coronavirus-Ausbruch derzeit seine schwerste Krise.
Der Ausbruch in der Fabrik in Rheda-Wiedenbrück, Deutschlands grösster Fleischbetrieb, war am Mittwoch bekannt geworden. Danach wurden immer mehr mit dem Coronavirus Infizierte der Belegschaft entdeckt. Doch wo liegt der Ursprung der Krise?
Mangelnde Hygiene und fehlende Zusammenarbeit
Laut dem Gesundheitsamt waren zwei Gründe ausschlaggebend: Die mangelnde Hygiene in der Schlachterei und die Zusammenarbeit mit den Behörden seitens der Unternehmungsführung. Dies habe die Situation zusätzlich verschlimmert.
Denn: Nach Bekanntwerden der Massen-Infektion hatten die Behörden grosse Probleme, an die Adressen der Mitarbeiter zu kommen. Dies, um schnelle Vorsichtsmassnahmen vorkehren zu können.
Der Fachbereichsleiter Gesundheit vom Kreis Gütersloh, Thomas Kuhlbusch zeigte sich daraufhin ziemlich unzimperlich: «Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich Null.» 30 Prozent von 7000 Mitarbeitern sei keine kleine Zahl. «Wir mussten schliesslich selbst spätabends in der Firma einrücken und uns die Adressen holen.»
Konzern-Chef Tönnies: «Trifft mich hart»
Konzern-Chef Clemens Tönnies hat am Samstag auf die Vorwürfe reagiert. «Ein Unternehmen steht auf Vertrauen. Wenn der Krisenstab sagt, das Vertrauen ist auf Null, dann trifft mich das hart», so der 64-jährige Unternehmer.
Doch man habe datenschutzrechtliche Probleme. Laut Werkvertragsrecht dürfe das Unternehmen die Adressen der betreffenden Arbeiter nicht speichern.
«Ich stehe in der Verantwortung», so Tönnies weiter. Man werde so nicht weitermachen können. «Wir werden diese Branche verändern.» Doch Rücktritts-Spekulationen wies er entschlossen zurück: «Ich werde dieses Unternehmen aus dieser Krise führen.»
Druck auf Schlachtbranche wächst wegen Krise des Coronavirus
Politik und Verbraucherschützer erhöhen derweil den Druck auf die Schlachtbranche, den Preiskampf bei Arbeitsbedingungen und Fleisch im Supermarkt zu unterbinden. Schon vor der Krise kritisierten Politiker und Gewerkschaften die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.
Oftmals handelt es sich bei den Angestellten um Gastarbeiter. Diese würden bei normaler Arbeitszeit, nicht mehr als den Mindestlohn von 1700 Euro (rund 1800 Franken) im Monat verdienen würden. Zudem sei es schwierig in Fleischbetrieben Abstand zu halten: Vor allem in der Fleischzerlegung betrage der Abstand manchmal nur einen halben Meter.
Sicherheitsmassnahmen wegen dem Coronavirus, wie grössere Abstandsregeln, seien mit höheren Kosten verbunden. Sie würden darum von Betrieben ungern umgesetzt, vermuten Gewerkschafter.