Corona: Deutsche Caritas-Präsidentin fordert Aufarbeitung
Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa sieht weitreichende Auswirkungen des Umgangs mit Corona. Sie fordert eine umfassende Aufarbeitung der Krise.
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, zieht fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie eine kritische Bilanz. Sie betont, dass die Krise grössere politische und gesellschaftliche Folgen hat, als viele wahrhaben wollen.
Die Caritaspräsidentin sieht in der Pandemie einen Wendepunkt, besonders in Bezug auf Debatten über Migration und Grenzen. «Corona war hier ein Wendepunkt», erklärt Welskop-Deffaa gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Migrationspolitik als Folge der Pandemie
Welskop-Deffaa beobachtet, dass Grenzen plötzlich wieder als Schutz vor äusseren Bedrohungen wahrgenommen wurden. Sie erkennt darin eine Gefahr für populistische Politik, die Ängste schürt und missbraucht, wie auch die «Ärztezeitung» beschreibt.
Die Caritas-Präsidentin warnt vor den Folgen dieser Entwicklung. Sie betrachtet die aktuelle Anziehungskraft der Idee von Grenzmauern als direkte Konsequenz der Corona-Erfahrungen.
Auswirkungen auf Ältere und Jugend
Welskop-Deffaa würdigt den Schutz der besonders verletzlichen, älteren Menschen während der Pandemie als grosse gesellschaftliche Leistung. Gleichzeitig hinterfragt sie kritisch die langanhaltenden Restriktionen für die jüngere Generation.
Die Caritaspräsidentin äussert Zweifel daran, ob bei den monatelangen Schulschliessungen ausreichend auf den Rat von Pädagogen und Psychologen gehört wurde. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen den Corona-Erfahrungen und der aktuellen psychischen Belastung vieler junger Menschen.
Corona aufarbeiten
Welskop-Deffaa plädiert für eine gründliche Aufarbeitung der Pandemie, warnt jedoch davor, sich dabei auf gegenseitige Vorwürfe zu versteifen. Sie befürchtet, dass eine solche Debatte zu mehr Versagen in zukünftigen Krisen führen könnte.
Die Caritaspräsidentin erkennt eine gewisse Zurückhaltung des Bundestags bei der Aufarbeitung des Umgangs mit Covid-19. Diese könnte ihr zufolge auf die Sorge zurückzuführen sein, Querdenkern und Populisten eine zu grosse Plattform zu bieten.