Corona-Massentest in Österreich - Start mit Licht und Schatten
Österreich hat mit den Massentests zum Coronavirus gestartet. Nicht alles rief rund.
Mit technischen Pannen bei teils regem Interesse haben in Österreich am Freitag die Corona-Massentests begonnen. Das von der Regierung massiv propagierte Projekt startete in grossem Stil in den Bundesländern Wien, Tirol und Vorarlberg. Es bildeten sich zumindest zeitweise längere Warteschlagen vor den Teststationen.
«Wir finden die Positiven heraus, das ist das Ziel der Aktion», sagte Innsbruck Bürgermeister Georg Willi (Grüne). Dass eine vom Bund gelieferte Software nicht lief, spiele kaum eine Rolle. Die Behörden wüssten sich zu helfen. Bürger lobten die oft als reibungslos empfundene Organisation.
Massentests im Zentrum der Anti-Corona-Strategie
Der Massentest, bei dem sich Millionen Österreicher freiwillig auf das Virus untersuchen lassen sollen, ist aktuell zentrale Anti-Corona-Strategie in der Alpenrepublik. Der Check erfolgt mittels schnellem Antigen-Test. Bei einem positiven Ergebnis wird mit dem genaueren PCR-Test nochmal kontrolliert.
In Österreichs Hauptstadt wurde auch dank des Einsatzes des Bundesheeres eine Infrastruktur in zwei grossen Hallen und der Messe aufgebaut, die für 150 000 Tests am Tag reicht. «Es gibt noch Kapazitäten», sagte ein Heeres-Sprecher am Freitagnachmittag im Sender OE24. Einige Experten hatten kritisch darauf hingewiesen, dass ein negatives Ergebnis auch eine falsche Sicherheit liefern und die Hürden für Treffen im grösseren Kreis senken könne.
Durch den knapp dreiwöchigen Lockdown, der am kommenden Montag - zumindest für den Handel - wieder aufgehoben wird, waren die hohen Infektionszahlen in Österreich zuletzt deutlich gesunken. Dennoch fährt die Regierung aus konservativer ÖVP und Grünen einen eher vorsichtigen Öffnungskurs. Dazu gehören auch die Reisebeschränkungen über Weihnachten und Neujahr. Wer aus einem Risikogebiet einreist, muss in eine zehntägige Quarantäne, die frühestens nach dem fünften Tag durch einen negativen PCR-Test beendet werden kann.
Inspiriert von der slowakischen Strategie
Bei den Massentests orientiert sich Österreich auch an Erfahrungen der benachbarten Slowakei mit landesweiten Tests am Allerheiligen-Wochenende (31. Oktober und 1. November). Formell war die Teilnahme zwar freiwillig, doch wer keinen negativen Test vorweisen konnte, durfte anschliessend zwei Wochen nicht einmal mehr zur Arbeit gehen. Deshalb unterzogen sich allein in der ersten von mehreren Testrunden 3,6 Millionen der 5,5 Millionen Einwohner einem Antigen-Schnelltest.
Angesichts des Aufwands der millionenfachen Tests in der Slowakei waren für eine anschliessende Kontaktverfolgung der positiv Getesteten aber keine Kapazitäten mehr übrig. Auch gab es trotz des Wissens um eine geringere Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests keine Kontrolltests, wenn jemand positiv getestet wurde. Inzwischen rückt die Slowakei schrittweise von ihrer Strategie ab. Die für das erste Dezember-Wochenende erneut geplanten landesweiten Corona-Massentests wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ein anderes Beispiel für Massentests ist das norditalienische Südtirol. Dort wurde nach einem mehrtägigen Corona-Massentest in der zweiten Novemberhälfte eine positive Bilanz gezogen. In der kleinen Alpen-Provinz liessen mehr als 350 000 Bürger einen kostenlosen Abstrich machen. Es gab Schlangen an den Stationen für den Antigen-Schnelltest. Die für den Erfolg wichtige Zielmarke wurde - trotz Freiwilligkeit - genau erreicht. Gut 3600 Teilnehmer (etwa 1 Prozent) bekamen am Ende ein positives Corona-Resultat. Ihnen wurde Quarantäne verordnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Massentests in Österreich stossen auf grosses Interesse.
- Dabei kam es auch zu technischen Pannen.