Coronavirus: Britische Polizei verfolgt Gassi-Geher mit Drohnen
Die britische Polizei hat neue umfassende Befugnisse, um die Corona-Massnahmen umzusetzen. In einer Grafschaft haben es die Beamten gleich etwas übertrieben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Polizei in Grossbritannien hat von der Regierung umfassende neue Befugnisse erhalten.
- So dürfen sie Bussen verteilen, wenn sich Personen nicht an die Corona-Massnahmen halten.
- In einer Grafschaft verfolgten die Beamten sogar Wanderer und Gassi-Geher mit Drohnen.
Die britische Polizei erhielt am Donnerstagnachmittag umfassende neue Befugnisse, um die Corona-Massnahmen der Regierung umzusetzen. So dürfen nun etwa Personen verhaftet werden, die sich auf «nicht wesentliche» Reisen begeben.
Die dabei möglichen Geldstrafen reichen von 60 bis 120 Pfund (70 bis 140 Franken) für Erst-Täter und mehr als 1000 Pfund (1170 Franken) für Wiederholungs-Täter. Das teilte das britische Innenministerium am Donnerstag mit.
Eine weitere Neuerung betrifft Angriffe auf Polizisten und Sanitäter. Gemäss britischen Medien hatten sich in den vergangenen Tagen nämlich Husten- und Spuckangriffe auf diese Berufsgruppen gemehrt.
Die absichtliche Verbreitung des Coronavirus wird deshalb nun als schwerer Angriff behandelt. Dieser kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden.
Drohnen verfolgen Wanderer
Sogleich machten die Beamten von den neuen Gesetzen Gebrauch. In der Grafschaft Derbyshire baute die Polizei Strassensperren, um wahllos Autos zu kontrollieren.
Laut der «Daily Mail» wurden sogar Drohnen eingesetzt, um Gassi-Geher und Wanderer im abgelegenen «Peak District» zu verfolgen. Sie wurden demnach beschuldigt, eine «unwesentliche» Reise gemacht zu haben.
Weiter sollen mit dem unbemannten Flugobjekt Nummernschilder von geparkten Autos gesammelt und die Besitzer bei der Fahrt nach Hause verfolgt worden sein.
Die Derbyshire-Polizei stellte das Ganze in einem «Warn-Video» zusammen. Dabei sieht man etwa zwei Personen, die sich in dem Gebiet die Füsse vertreten und von der Drohne gefilmt werden.
Plötzlich stoppt das Bild, eine Mitteilung der Polizei erscheint: «Ein Spaziergang Kilometer weit von zu Hause entfernt: unwesentlich!»
Viele können nicht einfach in den Wald
Die Regierung von Boris Johnson hatte erklärt, dass Selbst-Isolierte das Haus für eine Form der täglichen Bewegung verlassen dürfen.
Darunter fällt ein Spaziergang, ein Jogging-Lauf oder eine Fahrradtour – allein oder mit anderen Mitgliedern desselben Haushalts. Hundebesitzer dürfen zudem mit ihren Haustieren spazieren gehen, Gruppen von mehr als zwei Personen sind jedoch nicht gestattet.
Vor allem in dicht besiedelten Gebieten, in denen etwa ein Park die einzige Grünfläche bietet, ist es jedoch schwierig, diese Vorgaben zu befolgen. Weshalb einige sich eben ins Auto schnallen und in abgelegenere Gebiete fahren.
Ein Sprecher der Derbyshire-Polizei sagte dazu: «Reisen in entlegene Gebiete für ihre Fitness sind keine wesentlichen Reisen. Tägliche Bewegung sollte vor Ort bei ihnen zu Hause passieren.»
Politiker: Polizei sollte etwas entspannter sein
Doch einige finden, die Beamten hätten übertrieben auf die neuen Regelungen reagiert. Ein hochrangiger Tory-Abgeordneter sagte gegenüber der «Daily Mail»:
«Wahrscheinlich wird der Polizeiminister den Polizeichef von Derbyshire darauf hinweisen, etwas entspannter mit der Situation umzugehen und nicht unbedingt Menschen zu verfolgen, die ihren Hund Gassi führen.»
Der Politiker der Johnson-Partei fügte aber hinzu, dass die Regierung in einer schwierigen Lage sei. Denn ein lockerer Ratschlag, wonach Menschen «vernünftig» sein sollten, birge das Risiko, von «Idioten» ausgenutzt zu werden.