Coronavirus: Labour-Chef brüskiert Boris Johnson wegen Tracing-App

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Grossbritannien,

In Grossbritannien gibt es bisher keine Tracing-App zum Coronavirus. Im Parlament kommt es deswegen zu einer Diskussion zwischen Johnson und dem Labour-Chef.

Coronavirus Johnson Tracing-App
Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, spricht am 24. Juni im britischen Unterhaus bei den «Prime Ministers Questions» (Fragen an den Premierminister). - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Boris Johnson wird dafür kritisiert, dass es keine britische Covid-Tracing-App gibt.
  • Im Parlament fragt er den Labour-Chef, wo es denn schon eine funktionierende App gebe.
  • «Deutschland», antwortet ihm Oppositionsführer Keir Stramer darauf.

Das Coronavirus hat Grossbritannien hart getroffen, Bis gestern Mittwochabend verzeichnete das Land insgesamt rund 306'000 Infektionen und über 43'000 Corona-Tote. Während im Königreich die Massnahmen allmählich gelockert werden, gibt es bislang noch keine Tracing-App. Dafür kassiert Premier Boris Johnson einiges an Kritik.

Eigentlich hatte er versprochen, bis Anfang Juni ein «Weltklassesystem» zur Nachverfolgung von Kontakten einzuführen. Dazu wurde eine Tracing-App wochenlang auf der Insel Isle of Weight getestet. Doch diese App hat die Regierung zugunsten einer Alternative wieder verworfen.

Coronavirus Tracing-App Stramer
Sir Keir Starmer, Vorsitzender der Labour-Partei, spricht im Parlament. - epa

Dafür hat sich Boris Johnson am Dienstag im britischen Parlament verteidigt. Schliesslich gebe es bisher auch in keinem anderen Land eine funktionierende Tracing-App. Daraufhin fragte er den Labour-Chef Keir Starmer: «Können Sie mir ein einziges Land nennen, das über eine zweckmässige Tracing-App verfügt?»

Coronavirus: 15 Prozent der deutschen Bevölkerung hat Tracing-App heruntergeladen

Eine Antwort liess nicht lange auf sich warten: «Deutschland! Seit dem 15. Juni in Betrieb. Zwölf Millionen Downloads», antwortete Starmer trocken.

Tatsächlich ist die deutsche Tracing-App zum Coronavirus laut dem Robert-Koch-Institut bisher 12,6 Millionen Mal heruntergeladen worden. Das entspricht in etwa 15 Prozent der Bevölkerung unseres nördlichen Nachbarn. Gemäss Forschern der Universität Oxford zeige eine Tracing-App ab dieser Prozentzahl Wirkung. Ob das Tracing-App-Modell auch in der Praxis Erfolg hat, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

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