Trotz Donald Trump – Experte: Frieden in Ukraine «ferner denn je»

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Ukraine,

Donald Trump möchte möglichst rasch mit Wladimir Putin über ein Ende des Ukraine-Kriegs verhandeln. Ein Schweizer Militärhistoriker ist skeptisch.

Donald Trump Wolodymyr Selenskyj
Während die USA mit Russland über den Ukraine-Krieg verhandeln wollen, attackieren sich Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj gegenseitig. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die USA sind bereit, mit Russland über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln.
  • Gleichzeitig weist Trump Selenskyj die Schuld für den Krieg zu.
  • Militärhistoriker Mauro Mantovani erwartet eine Intensivierung der Kampfhandlungen.

Bereits vor Amtsantritt hatte Donald Trump angekündigt, den Ukraine-Krieg schnell zu beenden. Nun hat sich sein Aussenminister, Marco Rubio, mit Russlands Aussenminister Sergej Lawrow in Saudi-Arabien getroffen.

Sie sollen sich geeinigt haben, gemeinsam auf ein Ende des Ukraine-Krieges hinarbeiten zu wollen.

Während sich Russland und die USA offenbar annähern, geraten Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aneinander.

Der US-Präsident bezeichnet ihn etwa als «Diktator» und wirft ihm vor, den Krieg mit Russland angezettelt zu haben. Selenskyj sei demnach auch schuld, dass der Krieg so lange dauere.

Experte erwartet «Intensivierung der Kampfhandlungen»

Der Schweizer Militärhistoriker Mauro Mantovani sieht darin eine «Besiegelung der Zeitenwende», wie er den «Tamedia»-Zeitungen erklärt.

Jetzt habe sich gezeigt, «dass die USA bereit sind, die Ukraine fallen zu lassen, den Aggressor salonfähig zu machen».

Die USA seien zudem bereit, Putin wirtschaftliche Vorteile zuzuschanzen und völkerrechtliche Grenzen zu verschieben. «Dies ist eine Abkehr von jahrzehntelanger Politik der USA.»

Ein Friedensschluss ist Mantovani zufolge «ferner denn je». Denn: «Ich erwarte eine Intensivierung der Kampfhandlungen.»

Ukraine könnte auf Guerillakrieg setzen

Putin werde versuchen, seine Verhandlungsposition mit Gebietsgewinnen weiter zu verbessern.

«Die Ukraine wiederum wird in ihrem Überlebenskampf jetzt einen neuen Plan ins Auge fassen: Guerillakrieg im russisch besetzten Gebiet.»

Donald Trump Trump
Russland und die USA nähern sich an. Abgebildet: Wladimir Putin und Donald Trump bei einem Treffen im Jahr 2019. - keystone

Der Krieg werde auch weitergehen, weil die Ukraine in einem existenziellen Unabhängigkeitskampf stehe.

«Die bilateralen Verhandlungen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien ändern an der Realität ebenso wenig wie das Bürgenstock-Treffen.»

Donald Trump «ist offenbar keine Behauptung zu absurd»

Die Europäer müssten sich zusammenraufen, um einen Zusammenbruch in der Ukraine zu verhindern.

Denn das hätte laut dem Militärhistoriker inakzeptable Konsequenzen: «Millionen Flüchtlinge, ein weiterer Vasallenstaat Moskaus als direkter Nachbar neben Belarus und fortgesetzte Aggressivität des Kremls gegen Europa.»

Was hältst du davon, dass die USA und Russland über den Ukraine-Krieg verhandeln?

Die Schweiz wiederum werde sich militärisch weiterhin zurückhalten. Wenn es aber in ferner Zukunft um den Wiederaufbau der Ukraine gehe, «wird man sie mit Nachdruck zur Kasse bitten».

Die von Donald Trump geäusserten Behauptungen über Selenskyj zeigen Mantovani zufolge seinen «erratischen Charakter».

«Ihm ist offenbar keine Behauptung zu absurd, wenn sie einem Deal förderlich zu sein scheint.»

Kommentare

User #4820 (nicht angemeldet)

Etwas, was der selbsternannte „Wertewesten“ immer totschweigt aus Selbstschutz, darf nicht vergessen werden: Putin hat den Angriffskrieg nicht aus dem Nichts heraus gestartet. Er hat bereits lange davor Kritik und Missfallen geäussert wegen des vertragswidrigen Näherrückens der Nato Richtung russischer Grenze. Putin hat auch nicht nur zugeschaut, wie die Regierung in Kiew viele tausend russischsprachige Menschen im Osten der Ukraine (Dombass) umgebracht hat, und es war ihm auch nicht egal, dass die ukrainische Regierung russischstämmige Gewerkschafter in Odessa in ein brennendes Haus eingesperrt und und daraus Fliehende zurückgejagt haben; zurückgejagt in den sicheren Tod! Putin hat auch dieses Verbrechen international in der politischen Öffentlichkeit vehement beanstandet. Kein ukrainischer Politiker hörte ihm zu. Kein Politiker des Westens hörte ihn an. Man liess ihn und seine Kritik links liegen. Erst als im Februar 2022 Russland beschloss, diesen Verbrechen mittels Militäreinsatz ein Ende zu setzen, da waren alle entsetzt und ergriffen Partei.

User #4820 (nicht angemeldet)

Europa hat - ob trotz oder wegen der EU, diese Frage lasse ich offen - einen europäischen Frieden bisher nicht fertiggebracht. Dabei sollten die Europäische Union EU und die Nato einen kontinentalen Frieden bewirken. Aber das Gegenteil ist eingetreten: die Jugoslawienkriege mit Millionen von Toten, Verletzten, Traumatisierten und Flüchtlingen. Zerstörte Landschäften, Städte, Dörfer. Und vor drei Jahren nun der Krieg in der Ukraine. Der selbsternannte „Wertewesten“ mit EU und Nato haben es bis heute leider nicht erfasst, welche Aufgabe der Bürger ihnen beiden erteilt hat: FRIEDEN IN EUROPA — GESPRÄCHE STATT KRIEG!

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