Trotz Donald Trump – Experte: Frieden in Ukraine «ferner denn je»
Donald Trump möchte möglichst rasch mit Wladimir Putin über ein Ende des Ukraine-Kriegs verhandeln. Ein Schweizer Militärhistoriker ist skeptisch.
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Das Wichtigste in Kürze
- Die USA sind bereit, mit Russland über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu verhandeln.
- Gleichzeitig weist Trump Selenskyj die Schuld für den Krieg zu.
- Militärhistoriker Mauro Mantovani erwartet eine Intensivierung der Kampfhandlungen.
Bereits vor Amtsantritt hatte Donald Trump angekündigt, den Ukraine-Krieg schnell zu beenden. Nun hat sich sein Aussenminister, Marco Rubio, mit Russlands Aussenminister Sergej Lawrow in Saudi-Arabien getroffen.
Sie sollen sich geeinigt haben, gemeinsam auf ein Ende des Ukraine-Krieges hinarbeiten zu wollen.
Während sich Russland und die USA offenbar annähern, geraten Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aneinander.
Der US-Präsident bezeichnet ihn etwa als «Diktator» und wirft ihm vor, den Krieg mit Russland angezettelt zu haben. Selenskyj sei demnach auch schuld, dass der Krieg so lange dauere.
Experte erwartet «Intensivierung der Kampfhandlungen»
Der Schweizer Militärhistoriker Mauro Mantovani sieht darin eine «Besiegelung der Zeitenwende», wie er den «Tamedia»-Zeitungen erklärt.
Jetzt habe sich gezeigt, «dass die USA bereit sind, die Ukraine fallen zu lassen, den Aggressor salonfähig zu machen».
Die USA seien zudem bereit, Putin wirtschaftliche Vorteile zuzuschanzen und völkerrechtliche Grenzen zu verschieben. «Dies ist eine Abkehr von jahrzehntelanger Politik der USA.»
Ein Friedensschluss ist Mantovani zufolge «ferner denn je». Denn: «Ich erwarte eine Intensivierung der Kampfhandlungen.»
Ukraine könnte auf Guerillakrieg setzen
Putin werde versuchen, seine Verhandlungsposition mit Gebietsgewinnen weiter zu verbessern.
«Die Ukraine wiederum wird in ihrem Überlebenskampf jetzt einen neuen Plan ins Auge fassen: Guerillakrieg im russisch besetzten Gebiet.»
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Der Krieg werde auch weitergehen, weil die Ukraine in einem existenziellen Unabhängigkeitskampf stehe.
«Die bilateralen Verhandlungen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien ändern an der Realität ebenso wenig wie das Bürgenstock-Treffen.»
Donald Trump «ist offenbar keine Behauptung zu absurd»
Die Europäer müssten sich zusammenraufen, um einen Zusammenbruch in der Ukraine zu verhindern.
Denn das hätte laut dem Militärhistoriker inakzeptable Konsequenzen: «Millionen Flüchtlinge, ein weiterer Vasallenstaat Moskaus als direkter Nachbar neben Belarus und fortgesetzte Aggressivität des Kremls gegen Europa.»
Die Schweiz wiederum werde sich militärisch weiterhin zurückhalten. Wenn es aber in ferner Zukunft um den Wiederaufbau der Ukraine gehe, «wird man sie mit Nachdruck zur Kasse bitten».
Die von Donald Trump geäusserten Behauptungen über Selenskyj zeigen Mantovani zufolge seinen «erratischen Charakter».
«Ihm ist offenbar keine Behauptung zu absurd, wenn sie einem Deal förderlich zu sein scheint.»