Deutscher Uni-Professor bietet Seminar für «Liebschaften am Arbeitsplatz» an
An der Uni in München soll nächstes Semester ein Seminar zum Thema «Liebschaften am Arbeitsplatz» stattfinden. Die Fakultät distanziert sich von dem Professor.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein deutscher Jura-Professor will in München ein Seminar über «Hochschlafen» anbieten.
- Die Universität distanziert sich von der Wortwahl und kritisiert sie als «abstossend».
- Der Betroffene zeigt sich uneinsichtig.
Mit der Einladung zu einem Seminar über «Liebschaften am Arbeitsplatz» hat sich ein Münchner Juraprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) Ärger eingehandelt.
Die Fragestellungen, die Volker Riedle mit seinen Studierenden diskutieren will, fasst der Arbeitsrecht-Dozent selbst in der Beschreibung zusammen: «Darf frau sich ‹hochschlafen›, also eine Einstellung oder Beförderung mit Sex erkaufen?» Diese «Liebschaften» seien «gang und gäbe. Das Arbeitsleben ist auch Kontaktbörse.»
Fakultät distanziert sich von eigenem Seminar
Die juristische Fakultät der Uni distanzierte sich umgehend von dem Text. Er enthalte Formulierungen, die diskriminierend, unangemessen und abstossend seien, heisst es in einer Stellungnahme.
«Indem das für geschlechterunspezifische Formulierungen übliche Wort man in frau verändert wird, legt der Text nahe, allein Frauen versuchten, sich über sexuelle Beziehungen Vorteile zu verschaffen, und dies allein aus eigenem Antrieb», schrieb die Fakultät nach einer kurzfristig einberufenen Sitzung der aktiven Professoren.
Professor uneinsichtig
Riedle selbst will von der Kritik an seiner Wortwahl nichts wissen. Gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» gibt er an, Personalverantwortliche sähen den «Aufstiegsbeischlaf» deutlich als Waffe der Frau. Er verweist dabei auf seine 35 Jahre Berufserfahrung. Und weil die meisten Chefs noch männlich sind, schliesse er: «Neigung und Gelegenheit passen zueinander.»

«Selbstverständlich» werde das Seminar wie geplant stattfinden. Er erhofft sich kritische Anregungen und wertvolle Beiträge von den Studierenden. Er wolle als Professor keiner «Sprachaufsicht» unterliegen und nehme für sich «innovatorische Unruhe, Irritation und Provokation» in Anspruch.
Trotzdem wurde der Lehrveranstaltungs-Beschrieb mittlerweile angepasst. Neu heisst es: «Die wahren oder vermeintlichen Umstände in der Bild-Redaktion unter dem damaligen Chefredakteur Reichelt haben eine publizistische, aber keine (arbeits-)rechtliche Aufarbeitung erfahren. Deshalb biete ich im kommenden Semester ein Seminar zu ‹Liebschaften am Arbeitsplatz› an.»