Für Müll, Hundekot oder zum Einkaufen: Tüten aus Bioplastik werden oft als umweltfreundliche Alternative beworben. Ist die biologische Abbaubarkeit gesichert?
biologische abbaubarkeit
Eine Frage die sich die Studie stellt: iist die biologische Abbaubarkeit bei Bio-Plastik gewährleistet? (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Tüten aus Bioplastik überleben länger als man denkt.
  • Eine Studie aus Plymouth stellt die biologische Abbaubarkeit in Frage.
  • Forscher betonen Notwendigkeit von Normen für abbaubare Materialien.
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Die Tüten aus Bioplastik sind oft keine echte Alternative, bemängeln Experten schon länger. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass die biologische Abbaubarkeit unterschiedlich gewährleistet werden kann.

Ist die biologische Abbaubarkeit nur ein Mythos?

Eine Studie zeigt, dass die biologische Abbaubarkeit nach drei Jahren im Boden oder im Meerwasser nicht begonnen hat. Es gelingt, dass die Plastiksäcke mit mehr als zwei Kilogramm Inhalt nicht reissen. Am stärksten zerfiel biologisch abbaubarer Kunststoff, wenn er Luft und Sonne ausgesetzt war.

Dies berichten Imogen Napper und Richard Thompson von der Universität Plymouth (Grossbritannien) im Fachmagazin «Environmental Science & Technology».

«Biologisch abbaubare, oxo-abbaubare und kompostierbare Kunststoffe werden häufig als mögliche Lösung gegen die Ansammlung von Plastikmüll und Abfällen angesehen». Oxo-abbaubare Kunststoffe enthalten Zusätze, die das Material rascher zerfallen lassen. Weil dabei Mikroplastik entsteht, gibt es Bestrebungen in der EU, solche Kunststoffe zu verbieten.

mikroplastik abbau
Mikroplastik kann kaum weiter abgebaut werden. Die biologische Abbaubarkeit ist dementsprechend nicht gewährleistet. - Keystone

Napper und Thompson wollten herausfinden, was tatsächlich mit den Materialien in verschiedenen Umgebungen geschieht. Sie besorgten sich im lokalen Einzelhandel Tüten verschiedener Kunststoffsorten, aus dem die meisten Plastiktüten bestehen.

Untersuchungsvorgang

Den Grossteil der Tüten schnitten sie in 15 mal 25 Millimeter grosse Stücke und legten sie in Netze aus Polyethylen. Dann hängten die Wissenschaftler die Netze im Freien auf, vergruben sie im Boden oder versenkten sie, in Meerwasser. Nach 9, 18 und 27 Monaten nahmen sie jeweils Proben und untersuchten sie. Ausserdem wurden ganze Plastiktüten den entsprechenden Umgebungen ausgesetzt.

Ergebnisse

Alle Kunststoffstreifen einschliesslich des Polyethylens waren nach spätestens 18 Monaten im Freien komplett zerfallen.

Nach 18 Monaten hatte sich der kompostierbare Kunststoff zudem im Meer aufgelöst. Im Boden war er auch nach 27 Monaten noch vorhanden. Allerdings war seine Belastbarkeit durch Zugspannung zu mehr als 70 Prozent verringert.

Die Tüte aus kompostierbarem Kunststoff war die einzige, die nach drei Jahren keinen Inhalt mehr tragen konnte. Tüten aus oxo-abbaubarem, biologisch abbaubarem und gewöhnlichem Plastik, hielten hingegen 2,25 Kilogramm Gewicht.

«Diese Untersuchung wirft eine Reihe von Fragen auf» erklärt Thompson. Ab wann etwas als biologisch abbaubar bezeichnet werden könne. Er betont die Notwendigkeit von Normen für abbaubare Materialien.

Das Fazit der Forscher lautet: «Für viele Anwendungen, stellt die Haltbarkeit in Form einer Tasche, eine bessere Alternative zur Abbaubarkeit dar.»

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