Donald Trump: USA drängen europäische Firmen zu Antidiversitätskurs
Donald Trump will seine Anti-Diversitäts-Linie offenbar auch in europäischen Firmen durchsetzen. Verschieden Konzerne wurden um eine Erklärung gebeten.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Trump-Regierung drängt europäische Unternehmen zu einem Antidiversitätskurs.
- Briefe an Unternehmen in Frankreich, Belgien und in Osteuropa sollen versandt worden sein.
- Frankreich weist das Vorgehen das als «inakzeptable Einmischung» zurück.
Als Donald Trump wieder ins Weisse Haus einzog, hatte er sogleich eines seiner Wahlversprechen eingelöst. Er wies Ministerien und Bundesbehörden an, sämtliche Programme zu streichen, die Diversität, Gleichstellung und Inklusion fördern.
Per Erlass kippte er zudem eine Reihe von früheren, teils seit Jahrzehnten geltenden Dekreten. Mit denen sollten die Chancengleichheit bei der Beschäftigung und eine ausgewogene Besetzung der Belegschaft erreicht werden.
Ziel des neuen Dekrets von Donald Trump ist es ausserdem, auch private Unternehmen, die Regierungsaufträge erhalten, von sogenannten DEI-Programme abzubringen. Diese würden «illegale Diskriminierung und Bevorzugung» darstellen, so die neue US-Regierung.
Der Druck scheint zu wirken: Unzählige US-Unternehmen sprangen schon auf den Antidiversitätskurs auf. Und sogar in den USA vertretene Schweizer Firmen wie Novartis, UBS oder Roche schweigen plötzlich zu Diversität.
USA fordert zur Streichung von DEI-Programmen in Frankreich auf
Doch Donald Trump macht offenbar auch nicht davor halt, seine Anti-Diversitäts-Linie anderen Ländern aufzuzwingen. In einem Brief hat die US-Regierung offenbar einige französische Unternehmen aufgefordert, ihre DEI-Programme zu streichen.
Laut Insidern sollen vor allem Firmen, die mit der US-Regierung Geschäfte machen, aufgefordert worden sein, eine derartige Vereinbarung zu unterschreiben. Darüber hatte zuerst die französische Zeitung «Les Echos» am Freitagabend berichtet.
Demnach war der Brief von der US-Botschaft in Paris an verschiedene Firmen verschickt worden. In dem Brief, den die Zeitung auf ihrer Internetseite veröffentlichte, heisst es: «Wir wären dankbar, wenn Sie das Dokument innerhalb von fünf Tagen ausfüllen und unterschreiben würden und an uns zurückmailen.»
Sollten die Firmen nicht zustimmen, sollten sie ihre Gründe detailliert darlegen. Diese würden dann an die Rechtsabteilung weitergeleitet. Ein Chef einer der betroffenen Firmen interpretierte dies als offene Drohung.
«Wir riskieren, dass es uns verboten wird, uns um Regierungsverträge zu bewerben», sagte er «Les Echos». Die US-Botschaft wollte sich nicht dazu äussern.
Firmen aus Branchen Verteidigung und Infrastruktur betroffen
Laut Medienberichten sind vor allem Firmen aus den Branchen Verteidigung und Infrastruktur betroffen. Es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass die Auswahl der Unternehmen mit ihrer Präsenz in den USA zusammenhängt.
Wie «Reuters» berichtet, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person, dass in Frankreich etwa Orange einen solchen Brief erhalten habe. Der staatlich kontrollierte Telekommunikationskonzern ist nicht in den USA vertreten und lehnte eine Stellungnahme ab.

Dagegen hätten der Rüstungskonzern Thales und der Ölriese TotalEnergies das Schreiben nicht bekommen, wie Sprecher der Unternehmen mitteilten. Dabei wären beide dieser Unternehmen auch in den USA tätig.
Einmischung von Donald Trump kommt in Frankreich nicht gut an
Die Einmischung von Donald Trump in die Praktiken ihrer Unternehmen kommt in Frankreich laut Berichten gar nicht gut an. Frankreichs Handelsministerium bezeichnete den Brief als «inakzeptable Einflussnahme».
«Frankreich und Europa werden ihre Unternehmen, ihre Verbraucher, aber auch ihre Werte verteidigen», teilte das Ministerium mit. Man werde die Angelegenheit mit der US-Regierung besprechen, sagte ein dem französischen Finanzminister Éric Lombard nahestehender Beamter.
«Diese Praxis spiegelt die Werte der neuen US-Regierung wider. Sie sind nicht dieselben wie unsere. Der Minister wird seine Amtskollegen in der US-Regierung daran erinnern», sagte der Insider.
Wie die «Financial Times» berichtet, dürfte ausserdem auch in anderen europäischen Ländern Unmut über die Einmischung herrschen. Ein ähnlicher Fragebogen soll nämlich auch an Unternehmen in Belgien und osteuropäischen Staaten verschickt worden sein.