EU

Durchbruch beim EU-Gipfel: Weg für Corona-Milliarden frei

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Belgien,

Der Weg für das 1,8 Billionen schwere Finanzpaket für die nächsten Jahre und auch Corona-Milliardenhilfen ist frei.

«Europa geht voran»: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission. Foto: John Thys/Pool AFP/AP/dpa
«Europa geht voran»: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission. Foto: John Thys/Pool AFP/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der EU-Haushaltsstreit mit Polen und Ungarn ist überwunden.
  • Der Weg für das Finanzpaket und auch die Corona-Milliardenhilfen ist frei.

Den Durchbruch brachte ein von Deutschland vermittelter Kompromiss, den alle Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend beim EU-Gipfel in Brüssel billigten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kann damit kurz vor Ende der deutschen EU-Ratspräsidentschaft einen Erfolg verbuchen. Das Echo war überwiegend positiv.

Ungarn und Polen hatten das Haushaltspaket für die nächsten sieben Jahre einschliesslich 750 Milliarden Euro an Corona-Hilfen blockiert, weil sie mit einem neuen Rechtsstaats-Mechanismus nicht einverstanden waren.

Angela Merkel
Angela Merkel spricht zu den Medien. - Screenshot/SRF

Doch warten die von der Pandemie hart getroffenen EU-Staaten dringend auf das Geld. Der Gemeinschaft drohte ein ernster Dauerkonflikt. Nun können die Hilfen fliessen, sofern das Europaparlament zustimmt. Auch ein Nothaushalt 2021 bleibt der EU voraussichtlich erspart.

«Grünen und digitalen Wandel vorantreiben»

«Wir können jetzt mit der Umsetzung beginnen und unsere Volkswirtschaften wieder aufbauen», schrieb EU-Ratschef Charles Michel auf Twitter. «Unser beispielloses Wiederaufbaupaket wird unsere grünen und digitalen Wandel vorantreiben.» Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gratulierte der deutschen Ratspräsidentschaft. «Europa geht voran», schrieb sie auf Twitter.

Merkel hatte zum Gipfelauftakt gesagt, eine Einigung wäre ein sehr wichtiges Zeichen für die Handlungsfähigkeit der EU. Die Bundesregierung und auch sie persönlich hätten sehr intensiv an einer Lösung gearbeitet.

Der Kompromiss sieht eine Zusatzerklärung zu dem neuen Mechanismus vor, mit dem bestimmte Rechtsstaatsverstösse durch Kürzung von EU-Mitteln geahndet werden können. Darin sind Möglichkeiten festgelegt, wie Ungarn und Polen sich gegen die Anwendung der Regelung wehren könnten. Dazu gehört eine Überprüfung durch den Europäischen Gerichtshof, was die Anwendung des Verfahrens deutlich hinauszögern könnte.

Polen und Ungarn planen Klage

Polen und Ungarn kündigten tatsächlich umgehend eine EuGH-Klage an. Den Kompromiss verbuchten sie als Erfolg für sich. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban sagte auf Facebook: «Wir haben die Interessen Ungarns geschützt. Die Landung war erfolgreich.» Auch der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki äusserte sich zufrieden. Er sprach von einem «doppelten Sieg», zumal sein Land aus dem EU-Haushalt umgerechnet 174 Milliarden Euro zu erwarten hat.

Befürworter des Rechtsstaats-Mechanismus freuten sich ihrerseits, dass das Instrument nun tatsächlich eingeführt wird. Der Grünen-Europaabgeordnete Rasmus Andresen meinte, die Zusatzerklärung sei unverbindlich. Erleichterung herrschte vor allem, dass in der Corona-Krise die Finanzmittel freigegeben werden. «Europa beweist seine Handlungsfähigkeit», sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Macron (l.), von der Leyen, Morawiecki und Orban beim Gipfel
Macron (l.), von der Leyen, Morawiecki und Orban beim Gipfel - POOL/AFP

Beim zweiten zentralen Gipfelthema - der Verschärfung des EU-Klimaziels für 2030 - zeichnete sich nach Angaben aus EU-Kreisen Unterstützung ab. Die vorbereitete Gipfelerklärung sieht vor, dass die EU bis 2030 ihre Treibhausgase um 55 Prozent senkt, im Vergleich zu 1990. Bisher ist das Ziel minus 40 Prozent. Auch dies wäre international ein wichtiges Zeichen. Doch der Beschluss zum Klimaziel verzögerte sich am Donnerstagabend. Polen und andere Staaten forderten nach Angaben von Diplomaten weitere Zusagen für finanzielle Hilfen bei der Energiewende.

Abgestimmte Linie im Corona-Kampf

Schneller ging die Einigung auf eine abgestimmte Linie im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Insbesondere bei den möglichen Lockerungen der bisherigen Reisebeschränkungen wolle man zusammenarbeiten - sobald es die gesundheitliche Situation erlaube. Wenn bald Impfstoffe eingesetzt werden könnten, heisse das nicht, «dass die Pandemie vorbei ist». Von der EU-Kommission erwarte man Empfehlungen zu Verwendung und gegenseitiger Anerkennung von Antigen-Schnelltests. Auch ein gemeinsamer Ansatz für Impfpässe soll entwickelt werden.

Einig wurden sich die 27 Staaten auch, die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland um weitere sechs Monate zu verlängern. Hintergrund ist der andauernde Ukraine-Krieg. Die EU hatte die Handels- und Investitionsbeschränkungen trotz Milliardenverlusten für heimische Unternehmen zuletzt im Juni bis zum 31. Januar 2021 verlängert. Sie sollen nun bis Ende Juli nächsten Jahres gelten.

EU-Gipfel
Sitzungssaal in Brüssel beim EU-Gipfel. - POOL/AFP

Die schwierigen Beziehungen zur Türkei wurden am Abend besprochen. Nach dem Entwurf der Gipfel-Erklärung dürften der Türkei trotz anhaltender Provokationen vorerst harte EU-Sanktionen erspart bleiben. Geplant waren indes wegen der Erdgasbohrungen der Türkei vor Zypern «zusätzliche Listungen». Damit sind Strafmassnahmen gegen beteiligte Einzelpersonen und Unternehmen gemeint.

Kommentare

Weiterlesen

15 Interaktionen
Vieles noch unklar
2 Interaktionen
Brüssel
53 Interaktionen
Im EU-Streit
D
Gewusst?

MEHR IN NEWS

Trump
3 Interaktionen
3. Amtszeit?
Nach Machtwechsel
Abbas-Nachfolge
karimova
In Usbekistan

MEHR EU

Kaja Kallas
13 Interaktionen
Vorwurf
trump ukraine friedensplan
38 Interaktionen
EU irritiert
Tesla
41 Interaktionen
Talfahrt
Peter Bystron
4 Interaktionen
Parlamentsausschuss

MEHR AUS BELGIEN

apple meta
1 Interaktionen
Digitalrecht
erasmus plus
38 Interaktionen
Programm
Apple Logo
13 Interaktionen
700 Millionen Euro
Preise Medikamente
6 Interaktionen
US-Vorbild