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Eine Bogenschützin ohne Arme auf dem Weg zu paralympischem Gold

Samantha Reimer
Samantha Reimer

Frankreich,

Sheetal Devi, eine Bogenschützin ohne Arme, vertritt bei den Paralympischen Spielen in Paris Indien und spielt um die begehrte Goldmedaille.

Sheetal Devi tritt bei den Paralympics an. - IMAGO/ Xinhua

Mit erst 17 Jahren und lediglich zwei Jahren Erfahrung gilt Sheetal Devi heute als eine der besten Schützinnen der Welt und ist Indiens grosse Hoffnung auf eine Goldmedaille bei den Paralympics.

Und das in einem Sport, der vor allem Fingerfertigkeit und eine ruhige Hand erfordert, hat Sheetal Devi sich auf ungewöhnliche Weise durchgesetzt. Sie wurde nur vor gut zwei Jahren bei einem Sportfest der indischen Armee entdeckt und lebt seitdem ihren Traum als Bogenschützin.

Sheetal Devi leidet an Phokomelie

Sheetal Devi wurde mit der seltenen Krankheit Phokomelie geboren, die zu unterentwickelten Gliedmassen führen kann. Deswegen konnten sich laut der «Sportschau» ihre Arme auch nie vollständig ausprägen. Demnach ist sie heute auch die einzige aktive Bogenschützin im internationalen Sport ohne Arme.

Hast du schon von Sheetal Devi gehört?

Ihre einzigartige Fähigkeit, den Bogen mit den Füssen zu spannen, erregte deswegen auch das Interesse der indischen Öffentlichkeit und der Sportwelt. Mit einem speziellen Gurt über Schultern und Brustkorb hängt sie so das Ende des Pfeils ein, spannt den Bogen, indem sie ihren Fuss gegen diesen stemmt und schiesst dann den Pfeil Richtung Ziel.

Von der Armee trainiert

Devis besonderes Bewegungstalent wurde aber erst 2021 während eines Sportfestes der indischen Armee entdeckt. Dort fiel sie durch ihr Geschick beim Klettern auf Bäumen auf, was sie ihrer Leidenschaft für den Outdoor-Sport zuschreibt.

«Nach der Schule spielten meine Freunde und ich den ganzen Tag draussen. Wir kletterten auf Felsen und Bäume. Als ich das erste Mal auf einen Baum kletterte, hatten alle anderen Angst, nur ich nicht.»

Durch die Wahrnehmung ihrer Begeisterung brachten die Trainer der Rashtriya Rifles, einer Anti-Terror-Einheit der indischen Armee, ihr das Bogenschiessen mit den Füssen bei.

Sheetal Devi beim Bogenschiessen. - dpa

Sheetal begann zunächst ihr Training mit einem Gummiband, machte dann aber zügige Fortschritte und konnte schon bald einen Bogen verwenden. Die Trainingseinheiten intensivierten sich, von 50 auf bis zu 300 Pfeile am Tag. Nur ein knappes Jahr nach Beginn ihres Trainings konnte sie sich dann bereits für die National Championships qualifizieren.

Bei den indischen Juniorenmeisterschaften, an denen auch Sportler ohne Beeinträchtigung teilnehmen, verfehlte sie nur knapp eine Medaille.

Internationale Aufmerksamkeit und eine Einladung nach Paris

Die internationale Sportwelt wurde dadurch erstmals auf Devi aufmerksam, als sie bei den Para-Asienspielen 2022 sechsmal hintereinander perfekt ins Schwarze traf und das Turnier mit einer Goldmedaille krönte. Ein Jahr später gelang ihr bei der Para-Weltmeisterschaft der Gewinn der Silbermedaille – als allererste Schützin ohne Arme. Dennoch ist sie bescheiden geblieben – «Ich bin motiviert, Gold zu gewinnen», sagt sie.

Die junge Athletin, die seit Beginn ihrer professionellen Karriere nicht mehr nach Hause zurückgekehrt ist, hofft, im September 2024 mit einer Medaille in ihre Heimat zurückkehren zu können. «Niemand hat irgendwelche Mängel, wir müssen nur ein bisschen härter arbeiten», bekräftigt sie.

Mit dieser Motivation und ihrem einzigartigen Talent steht Sheetal Devi kurz davor, die Geschichtsbücher des Sports neu zu schreiben.

Paralympischer Bogensport

Para Bogensport ist seit 1960 Teil des Programms der Paralympischen Spiele. Ursprünglich wurde dieser Sport in den 1940er Jahren als Rehabilitationsmassnahme für verletzte Veteranen eingeführt. Bogenschützen mit körperlichen Beeinträchtigungen können im Stehen oder im Rollstuhl teilnehmen und müssen zudem ein hohes Mass an Konzentrationsvermögen aufbringen.

Para-Bogensport (Symbolbild) - google

Der Wettkampf umfasst das Einzelschiessen sowie Team und gemischte Team-Wettbewerbe. Zu den Paralympischen Spielen treten Bogenschützen innerhalb von zwei «Klassen» gegeneinander an. W1 gilt für Athleten, die im Rollstuhl antreten, deren Arme eine eingeschränkte Muskelkraft, Koordination oder Bewegungsfreiheit aufweisen.

Die «Offene Klasse» umfasst Sportler, die entweder extrem eingeschränkte Bewegungen in Rumpf und Gliedmassen mit normaler Armfunktion haben oder Probleme mit dem Gleichgewicht.

Kommentare

User #2781 (nicht angemeldet)

hoffentlich kann sie ihr hartes Training vollumfänglich umsetzen.

User #1951 (nicht angemeldet)

Super, hoffentlich schafft sie es.

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Claire Ghiringhelli

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