Emotionale Abschiedsreise für Papst Benedikt XVI
Das Wichtigste in Kürze
- Emotionale Reise für den emeritierten Papst Benedikt XVI.
- Er ist in seine Heimat Regensburg gereist, um seinen schwerkranken Bruder Georg zu sehen.
Nur wenige Minuten Autofahrt trennen die Brüder Ratzinger in diesen Tagen noch voneinander: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist in seine Heimat Regensburg gereist, um seinen schwerkranken Bruder Georg zu sehen. Ein emotionales Wiedersehen, das den 93-Jährigen auch physisch an seine Grenzen bringt. Dies sagt der Sprecher des Bistums am Freitag unter Berufung auf Benedikts Sekretär Georg Gänswein.
Am Vormittag begleiten Polizeimotorräder und Sicherheitskräfte den Papst vom Priesterseminar, wo er ein Gästezimmer bewohnt, zum Haus seines Bruders. Dort feiern die beiden eine Messe. Der Besuch ist zunächst für drei Tage geplant.
Wahnsinnig aufeinander gefreut
«Er wollte nicht zu spät kommen», sagt Bistumssprecher Clemens Neck. Der Gesundheitszustand von Georg Ratzinger habe sich zuletzt verschlechtert, so dass sich Benedikt XVI. zur Reise entschlossen habe. Sein Bruder habe am Donnerstag schon voller Ungeduld auf die Ankunft gewartet.
Alle paar Minuten habe der fast vollständig erblindete 96-Jährige auf seinen Wecker gedrückt. Dies, um sich die Uhrzeit ansagen zu lassen, berichtet Neck unter Berufung auf die Haushälterin von Georg Ratzinger, Schwester Laurente. Die Brüder hätten sich wahnsinnig aufeinander gefreut.
Der ungewohnte Tagesablauf und das Fehlen der gewohnten Umgebung strengen den Papst jedoch an. Der Aufenthalt sei zunächst für drei Tage geplant, sagt der stellvertretende Leiter des Priesterseminars, Christoph Leuchtner. Wie es dann weitergeht, werde sich zeigen.
Sowohl das Priesterseminar als auch das Wohnhaus von Georg Ratzinger werden streng bewacht. Polizei und Bistum setzen alles daran, um den Brüdern den Abschiedsbesuch möglich zu machen. Bistumssprecher Neck spricht von einer «geradezu existenziellen Bindung» der beiden.
Benedikt XVI. zweimal bei Georg
Nachdem Benedikt am Donnerstag schon zweimal bei Georg Ratzinger war, fährt er am Freitagvormittag erneut vor. Es sei wieder eine «sehr glückliche Begegnung» gewesen, sagt Schwester Laurente der Deutschen Presse-Agentur.
In Georgs Zimmer hätten sie eine kleine Messe gefeiert. Auf der Strasse ist Gesang zu hören. Vor dem Haus warten bei Sonnenschein etwa ein Dutzend Reporter sowie einige Schaulustige.
Danach geht es für Benedikt zurück ins Priesterseminar. Dort, wo er mit seiner kleinen Entourage in einem Gästetrakt untergebracht ist. Serviert wird ihm dort das gleiche Essen, das auch die Seminaristen bekommen. Am Freitag gibt es auf Benedikts Wunsch hin zum Frühstück allerdings zusätzlich bayerische Brezen.
Und mittags als Dessert einen Apfelstrudel, wie Leuchtner berichtet. Zurzeit leben 28 angehende Priester in dem Haus. Diese freuen sich Leuchtner zufolge sehr über den Gast, lassen ihm aber seine Privatsphäre. Möglicherweise werde Benedikt aber noch ein paar Worte an die Seminaristen richten.
Nach einer Nachmittagsruhe trifft Benedikt wieder bei seinem Bruder ein. Benedikt XVI. war als Joseph Ratzinger geboren wurde und lange als Theologie-Professor in Regensburg tätig war,
Wenn sich die Brüder in den vergangenen Jahren sehen wollten, war es Georg, der nach Rom flog. Dort lebt Benedikt seit seinem Rücktritt 2013 in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten. Nun ist der 96-Jährige zu schwach geworden - und so hat sich Papst Benedikt auf die Reise gemacht.