Die entführte Lufthansa-Maschine «Landshut» wird an ihren Ausstellungsort verlegt.
Lufthansa-Maschine «Landshut»
Die ehemalige Lufthansa-Maschine «Landshut» wird am Flughafen Friedrichshafen an ihren künftigen Ausstellungsort gebracht. - KEYSTONE/DPA/Silas Stein

Die 1977 von Terroristen entführte deutsche Lufthansa-Maschine «Landshut» ist an ihren künftigen Ausstellungsort gezogen. Mit einem Gabelstapler wurde der Rumpf von einem Hangar in eine etwa 450 Meter entfernte Halle auf dem Gelände des Flughafens Friedrichshafen (Baden-Württemberg) am Bodensee gezogen.

Dort soll das Flugzeug laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im Rahmen einer Ausstellung mit dem Namen «Demokratieraum. Die Landshut in Friedrichshafen» ab 2026 dauerhaft ausgestellt werden. «Der Meilenstein ist heute sehr gut geglückt», sagte Steffen Krautzig von der Projektgruppe Interdisziplinäre Bildung und Vermittlung «Landshut».

Die «Landshut» steht symbolisch für Zeit des «Deutschen Herbstes» und seiner Gegenwartsbedeutung. 1977 gab es eine Serie von Anschlägen der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF). Am 5. September entführten RAF-Terroristen Arbeitgeberpräsident Hans Martin Schleyer, um mehrere inhaftierte RAF-Leute freizupressen.

Gefangen zwischen Erinnerungen und Geschichte

Um sie bei dieser Forderung zu unterstützen, brachten palästinensische Terroristen am 13. Oktober 1977 die «Landshut» mit 82 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord in ihre Gewalt. Flugkapitän Jürgen Schumann wurde erschossen. In der somalischen Stadt Mogadischu stürmte am 18. Oktober die Bundesgrenzschutz-Spezialeinheit GSG9 die Maschine und befreite die übrigen Geiseln unversehrt.

Schleyer wurde am selben Tag von seinen Kidnappern ermordet. Die seit 1970 eingesetzte «Landshut» blieb bis 1985 im Flugbetrieb der Lufthansa. Nach dem Einsatz bei verschiedenen Gesellschaften wurde die Maschine, zuletzt als Transportflugzeug genutzt, 2008 ausgemustert.

Eine Projektionsfläche für Erinnerungen

2017 liess der damalige Aussenminister Sigmar Gabriel die Boeing 737 aus Brasilien nach Friedrichshafen am Bodensee bringen. Sieben Jahre lang lag die Maschine in einer temporären Lagerhalle am Flughafen Friedrichshafen. «Es war wie ein grosses Puzzle alle Teile hier in die Halle zu bekommen», sagte Krautzig.

Die Entführung und vor allem die geglückte Befreiung der «Landshut» sei ein prägendes Geschichtsereignis für die Bundesrepublik Deutschland gewesen. Die Maschine sei heute eine Projektionsfläche, «je nachdem, ob man jüngere oder ältere Generationen fragt, ob Ost oder West». Für die einen sei es eine Erinnerung an ein sehr schlimmes, emotionales Ereignis, für andere sei «nur» ein Flugzeugwrack.

«Wir versuchen hier allen Gruppen gerecht zu werden.» Der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestags stellt für das Projekt 15 Millionen Euro zur Verfügung. In den nächsten Schritten soll laut dem Projektteam die Halle für die Ausstellung vorbereitet, das Flugzeug präpariert und die Art und Weise der Ausstellung konzipiert werden.

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