Erdbeben

Erdbeben in der Türkei: Deutsche Helfer landen im Folter-Knast

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Türkei,

Von wegen Dankbarkeit für die Hilfe nach dem Erdbeben in der Türkei. Zwei deutsche Helfer erleben nach der Hilfe einen Knast-Albtraum.

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Halfen nach dem Erdbeben in der Türkei und landeten im Folter-Knast: Gabriela und Walter Wimmer. - Screenshot ARD Panorama

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei deutsche Helfer wanderten nach der Erdbebenhilfe in der Türkei in den Knast.
  • Die Deutschen erlebten Gewalt und Drohungen in Haft.
  • Insgesamt 40 Tage musste sie in zwei Gefängnissen ausharren.

Im Februar 2023 erschütterte ein schweres Erdbeben die Türkei und Syrien. Bei der Katastrophe wurden in beiden Ländern insgesamt über 62'000 Tote geborgen. Mehr als 125'000 Menschen wurden verletzt.

Nach dem Erdbeben boten Staaten und Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt Hilfe an. Auch Private machten sich auf den Weg. Doch statt eines Dankeschöns gab es für zwei deutsche Helfer Abschiebungs-Haft!

Doch von vorne.

Walter und Gabriela Wimmer aus Bayern (D) waren zum Zeitpunkt der Erdbebenkatastrophe mit einem Wohnmobil in der Türkei unterwegs. Nach den Berichten über die Zerstörung entschieden sie sich, Hilfe zu leisten, berichten die ARD und der «Focus».

Und da blieben sie mehrere Monate. Ihre Wohnung in Deutschland hatten sie aufgelöst. Auf ihrer Reise durch Europa beschäftigten sie sich auch damit, ob sie sich in Zukunft anderswo niederlassen wollen.

Aus Dankbarkeit nach Erdbeben geholfen

Niemand habe auf sie in Deutschland gewartet. «Also sind wir geblieben und haben geholfen. Aus Dankbarkeit für die vielen netten Türken, die wir zuvor kennengelernt hatten», sagt Walter Wimmer gegenüber «Focus».

Hast du nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien 2023 gespendet?

Erst kurz vor Weihnachten beschlossen sie jedoch, zurück nach Deutschland zu fahren – ein Plan mit Hindernissen. Denn: Ihr Touristenvisum war bereits abgelaufen. Und trotz Versicherungen von Polizisten vor Ort wollten sie dies klären, bevor sie das Land verliessen.

Ihr erster Klärungsversuch beim Gouverneur scheiterte jedoch. Und am nächsten Tag wurden sie von einer bewaffneten Einheit geweckt und festgenommen!

Was folgte, waren Tage voller Verhöre. Anfangs freundlich, doch nach einem Spitalbesuch wegen Diabetes und Corona-Folgeerkrankungen änderte sich die Situation dramatisch.

Gewalt und Drohungen im Türken-Knast

Die Wimmers berichten von physischer Gewalt, Drohungen und der Beschlagnahmung ihres Wohnmobils. «Meine Frau und ich wurden mehrfach geschubst, mit Fäusten in den Bauch geschlagen. Man drohte uns sogar, uns Spionage vorzuwerfen und dass wir ‹bald bei den Engeln› sein würden», erzählt Walter Wimmer.

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Das Video zeigt die Ausmasse des Erdbebens in der Türkei. - NBC News

Sie wurden in einen Abschiebeknast gebracht, wo sie unter schrecklichen Bedingungen leben mussten: Sie waren getrennt voneinander untergebracht in überfüllten Zellen mit verschmutzten Betten. Medizinische Versorgung wurde ihnen verweigert.

«Wir verstanden die Welt nicht mehr», sagen sie. Schliesslich habe man den Türken nach dem Erdbeben während 11 Monaten geholfen.

Freilassung nach 40 Tagen

Gabriela Wimmer gelang es, ihre Tochter zu informieren, bevor ihr Handy konfisziert wurde. Diese konnte die deutsche Botschaft alarmieren. Trotzdem dauerte es noch Wochen, bis sie endlich freigelassen wurden.

In der Zwischenzeit wurden die beiden bereits in ein zweites Abschiebegefängnis verlegt. Insgesamt verbrachten sie 40 Tage in Haft.

Die türkische Botschaft in Deutschland hat zu den Vorwürfen bislang keine Stellung bezogen.

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