Eva Kaili laut ihrem Anwalt im Knast gefoltert
Die unter Korruptionsvordacht stehende Eva Kaili sass in Einzelhaft und konnte wegen des Lichts und der Kälte nicht schlafen. Ihr Anwalt spricht von Folter.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Anwalt von Eva Kaili kritisiert die Haftbedingungen und nennt sie mittelalterlich.
- Er spricht von Schlafentzug und Kälte, eine zweite Decke habe sie nicht erhalten.
- Auch durfte sie lange ihre Tochter nicht sehen, in sechs Wochen Haft gab es zwei Treffen.
Bis vor Kurzem noch führte Eva Kaili ein ausschweifendes Leben: im Helikopter über San Francisco, im Schnee in Chamonix, am Strand auf Mykonos. Vom Luxusleben hat sich die ehemalige EU-Parlamentsvizepräsidentin nun aber verabschieden müssen: Wegen Korruptionsvorwürfen muss sie seit rund sechs Wochen die belgische Untersuchungshaft ihr Zuhause nennen. Und dort gelten Bedingungen, die ihr Anwalt als «Folter» bezeichnet.
Vor verschiedenen Medien sagt Michalis Dimitrakopoulos: «Es ist wie im Mittelalter.» Seine Mandantin habe drei Tage in Einzelhaft verbringen müssen, sei dort aber kaum zu Schlaf gekommen. Denn das Licht habe konstant gebrannt und trotz Kälte habe Kaili keine zweite Decke erhalten. Zudem habe sie wegen ihrer Periode viel Blut verloren und sich nicht waschen dürfen.
Der Anwalt findet, dass das Verhalten gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstosse und damit Folter sei. Bereits vor einigen Tagen wurde im Zusammenhang mit Kailis Haft über Folter gesprochen: Im Dezember durfte sie ihre zweijährige Tochter nicht sehen. Es breche ihr das Herz, liess die griechische Politikerin ausrichten. Im Januar durfte sie ihre Tochter dann aber sehen, in den sechs Wochen Haft gab es zwei Treffen.
Anfang Dezember durchsuchten Ermittler die Wohnung von Eva Kaili und ihrem Partner Francesco Giorgi. Sie fanden dort rund 600'000 Euro Bargeld und mutmassliches Bestechungsgeld aus Katar. Zwei weitere EU-Abgeordnete und der ehemalige Abgeordnete Pier Antonio Panzeri wurden ebenfalls verhaftet.
Eva Kaili nun in Gefängnis mit Zellen mit eigenen Duschen
Panzeri gilt als möglicher Drahtzieher im Korruptionsnetzwerk und erklärte sich bereit, zu kooperieren. So soll er die Namen der Empfänger der Schmiergelder und dessen Herkunft benennen. Der Italiener erhält dafür im Gegenzug eine mildere Strafe.
Für Kaili dürfte die Kooperationserklärung keine gute Nachricht sein. Ihr Anwalt André Risopoulos forderte, dass die Griechin beispielsweise mit einer Fussfessel aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Ein belgisches Gericht ging aber nicht darauf ein und verlängerte die U-Haft.
Immerhin dürften aber die Haftbedingungen von Eva Kaili nun besser sein. Eine Sprecherin des Justizministeriums sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Griechin in einem erst kürzlich eröffneten Gefängnis sei. Dort habe sie eine eigene Zelle mit Dusche.